Ausgabe: Dezember 2022, Tschüss, AKW – Kernenergie – zukunftsunfähig, unwirtschaftlich, hochriskant


Im Fokus

Porträt: Gabriele Mraz (Österreichisches Ökologie-Institut)

Tschernobyl prägte ihren Berufsweg. „Ich hatte gerade angefangen zu studieren, als diese Katastrophe passierte. Ich wollte mich gegen Kernenergie engagieren und bin auf Radioökologie umgestiegen“, sagt Gabriele Mraz. Kurze Zeit später fing sie beim Österreichischen Ökologie-Institut an, „dem wissenschaftlichen Arm der Umwelt- und Antiatombewegung“. Hier forscht sie etwa zur Frage, wie sich Organisationen auf einen atomaren Unfall vorbereiten können, zudem ist sie Mitglied des österreichischen Entsorgungsbeirats.

„Österreich steht noch ganz am Anfang der Frage, wie es seine radioaktiven Abfälle aus Forschungsreaktoren oder der Industrie entsorgt.“

Zwar betreibt Österreich keine kommerziellen Kernkraftwerke, bereits 1978 lehnte bei einer Volksabstimmung eine knappe Mehrheit die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf ab. Noch im selben Jahr folgte ein Atomsperrgesetz. „Diese Ablehnung hat sich seither verfestigt – über alle Berufsgruppen, Generationen und Parteien hinweg.“ Eine Ablehnung, die grenzüberschreitend wirkt – Österreich wehrt sich gegen die Aufnahme der Kernenergie in die EU-Taxonomie und bringt sich bei Beteiligungsverfahren in anderen Ländern ein. Im Rahmen ihrer Arbeit für die pulswerk GmbH, das Beratungsunternehmen des Instituts, erstellt Gabriele Mraz hierfür Gutachten. „Es macht keinen Sinn, sich nur in Österreich gegen Kernenergie einzusetzen – Tschernobyl hat gezeigt, dass die Folgen ja auch nicht an unseren Grenzen halt machen.“

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Kontakt

Gabriele Mraz
Projektleiterin und Senior Expertin bei der pulswerk GmbH

Österreichisches Ökologie-Institut
Seidengasse 13
A – 1070 Wien

Web: https://ecology.at/gabriele.mraz.htm
Mail: mraz--at--ecology.at

Zur Person

Gabriele Mraz studierte Irreguläre Ernährungswissenschaften an der Universität Wien mit dem Schwerpunkt Chemie und Radioökologie. Ihre Diplomarbeit hatte den Titel „Radionuklide in der arktischen Nahrungskette und ihr Einfluss auf die menschliche Ernährung am Beispiel der Tschukotka, Nordost-Sibirien“.

Seit 1988 ist sie am Österreichischen Ökologie-Institut tätig. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin befasst sie sich hier unter anderem mit den Themen Strahlenschutz und Strahlenwirkung, Nuklearpolitik sowie radioaktive Abfälle. Darüber hinaus ist sie seit 2014 als Senior Expertin für die pulswerk GmbH, das Beratungsunternehmen des Österreichischen Ökologie-Instituts, tätig.

Gabriele Mraz ist Mitglied im österreichischen Entsorgungsbeirat sowie seit 2015 bei Nuclear Transperency Watch und seit 2018 bei der International Nuclear Risk Assessment Group (INRAG). Die Nuklearexpertin hat zudem unter anderem von 2015 bis 2017 die ARGE SUP Nukleare Entsorgungsprogramme geleitet und nimmt seit 2019 am Forschungsprojekt European Joint Programme on Radioactive Waste Management (EURAD) als Expertin der Zivilgesellschaft teil.

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