Ausgabe: September 2020, Strom zu Kraftstoff – Wofür brauchen wir PtX?
Im Fokus
Porträt: Dr. Kirsten Westphal (SWP)

Sie glaubt an beides: die große Vision und die kleinen Schritte. „Natürlich müssen wir analysieren, wie wir eine grüne Wasserstoffversorgung etablieren können, die möglichst viel in Europa produziert“, sagt Dr. Kirsten Westphal, „aber wir brauchen auch internationale Kooperation und Handel sowie Leuchtturmprojekte im Ausland. Dabei kann dann auch erstmal blauer oder türkiser Wasserstoff zum Einsatz kommen.“ Bei der Stiftung Wissenschaft und Politik befasst sie sich mit der energiepolitischen Seite der Energiewende sowie insbesondere mit außen- und sicherheitspolitischen Fragen, die damit zusammenhängen.
Wenn Dr. Kirsten Westphal über die Zukunft von Wasserstoff spricht, geht es daher um vielfältige Akteure – jene, die erneuerbare Energien produzieren, ebenso wie jene, die fossile Energien exportieren. „Wir müssen die Petrostaaten mitnehmen. Denn es ist wichtig, öl- und gasproduzierende Länder nicht zu destabilisieren und sie im Klimaabkommen zu halten. Gleichzeitig haben sie sehr wertvolles Know-how, das sich für eine Wasserstoffwirtschaft nutzen lässt. So etwa mit Blick auf den Umgang mit Gasen und Infrastrukturen.“
Für die große Vision einer Wasserstoffwirtschaft ist für Westphal auch der Dialog mit den USA und China – „zur Definition des globalen Rahmens“ – oder Russland unverzichtbar. „Das Land ist der größte Energielieferant der EU und hat gleichzeitig enorme Möglichkeiten, erneuerbare Energien zu produzieren. Daher ist es unumgänglich, Russland einzubinden.“
Dr. Kirsten Westphal
Leiterin des Projekts „Geopolitik der Energiewende“
Stiftung Wissenschaft und Politik
Forschungsgruppe Globale Fragen
Ludwigkirchplatz 3-4
10719 Berlin
Tel.: +49 30 88007 453
kirsten.westphal--at--swp-berlin.org
Im Mittelpunkt der Arbeit von Dr. Kirsten Westphal stehen außen- und sicherheitspolitische Fragen, die mit der Energiewende verknüpft sind. Die Wissenschaftlerin leitet bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) das Projekt „Geopolitik der Energiewende“. Davor beschäftigte sie sich an der SWP unter anderem mit der Energiesicherheit in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und dem deutsch-russischen Energiedialog.
Vor ihrer Tätigkeit für die Stiftung Wissenschaft und Politik, die sie 2008 begann, war Dr. Kirsten Westphal unter anderem als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Internationale Entwicklung und Umweltpolitik der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie als Mitarbeiterin der PreussenElektra AG tätig.
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