Ausgabe: Februar 2017, Lärm – Auswirkungen und Schutz
Im Fokus
Leises Laub
Lärmreduzierte Straßenreinigung in Wiesbaden

Wenn Regen fällt und das Laub schwer wird, knattern in Wiesbaden ausnahmsweise doch die Benzinmotoren. „Wir setzen seit drei Jahren geräuschreduzierte Akku-Laubbläser ein, aber wenn die Blätter nass sind, brauchen wir mehr Leistung“, erklärt Frank Fischer, Pressesprecher der Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW). Für trockene Tage stehen jedoch 24 elektrische Laubbläser bereit, 25.000 Euro haben die ELW dafür bislang investiert. „Ziel ist es, den Lärmpegel in der Stadt zu reduzieren, diese Geräte sind zehn Dezibel leiser als die benzinbetriebene Variante, ungefähr so laut wie ein Staubsauger“, so Fischer, „zudem ist die Frequenz angenehmer für das Ohr, man nimmt den Akku-Laubbläser als ruhiger wahr als den Benziner.“ Ein weiterer Vorteil: Die ELW können die geräuschreduzierten Geräte ganzjährig für die Straßenreinigung nutzen, nicht nur in der Haupt-Laubzeit zwischen Ende September und Mitte November. Möglich ist es mit ihnen zum Beispiel auch, eine Bushaltestelle vom Dreck zu befreien, an der Menschen warten. „Das wäre aufgrund des Lärms und der Emissionen mit einem Benzin-Laubbläser nicht möglich.“
Vor dem regulären Einsatz haben die ELW einen Testbetrieb mit den geräuschreduzierten Laubbläsern durchgeführt. „Dabei hat sich gezeigt, dass die Akkulaufzeit nicht ausreicht, sie war nur für den Privatgebrauch geeignet“, sagt der Pressesprecher, „inzwischen hat der Hersteller die Geräte aber weiterentwickelt, sie können nun sechs Stunden lang eingesetzt werden, das reicht für eine Schicht.“ Positiv wird der Einsatz nicht nur von der Wiesbadener Bevölkerung aufgenommen, sondern auch von den Mitarbeitern der ELW. „Diese Geräte sind leiser und auch einfacher zu handhaben. Sie sind ungefähr ein Kilo leichter als Benzin-Laubbläser, müssen nicht betankt und kraftvoll gestartet werden, den schwersten Teil des Gerätes, den Akku, trägt der Mitarbeiter auf dem Rücken.“ Und auch bei einem Vergleichstest mit Besen und Benziner für den Wiesbadener Kurier hatte der geräuschreduzierte Laubbläser die Nase vorn. „Der Elektrobläser war am effektivsten und übrigens nicht lauter als die Reinigung mit dem Besen“, so Frank Fischer, „es gibt noch sehr viel Handarbeit bei den ELW. Die Übung, die unsere Mitarbeiter mit dem Besen haben, und die Kraft, die sie bei der Reinigung des Asphalts einsetzen, wirkt sich natürlich ebenso auf den Geräuschpegel aus.“
Es geht auch leiser
Wie sich der Lärm in Städten reduzieren lässt, zeigt auch ein Wegweiser, den das Öko-Institut für das Umweltministerium Baden-Württemberg erstellt hat. Unter der Überschrift „Leiser werdeN!“ gibt er hilfreiche Tipps zur Beschaffung von lärmarmen Fahr- und Werkzeugen sowie Baumaschinen. Der Wegweiser kann online bestellt werden und steht auf der Website des Ministeriums zum Download zur Verfügung.
Jens Gröger
Senior Researcher
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Tel.: +49 30 405085-378
Eva Brommer
Wissenschaftliche Assistentin
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Tel.: +49 761 45295-242
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