Ausgabe: Dezember 2019, Klimaschutzlücke 2020 – Was sind die nächsten Ziele?
Im Fokus
Klimaziele 2030
Verkehr – das Sorgenkind

Was sind die Klimaziele für 2030?
Bis 2030 sollen die Emissionen des Verkehrs im Vergleich zu 1990 um 40 bis 42 Prozent sinken. Sein Ausstoß an CO2-Äquivalenten soll dann bei 98 bzw. 95 Mio. t CO2e liegen.
Wie soll das erreicht werden?
Eine wichtige Rolle sollen laut dem Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung alternative Antriebe – hier vor allem die Elektromobilität – und der öffentliche Personennahverkehr, aber auch der Rad- und Fußverkehr sowie der Schienenverkehr spielen.
Wo steht der Verkehrssektor aktuell?
Bislang trägt der Verkehr zum Klimaschutz nichts bei – seine Emissionen lagen 2018 auf dem Niveau von 1990. In beiden Jahren war der Verkehrssektor für 163 Mio. t CO2e verantwortlich. Zudem sind mit ihm Lärm, Luftschadstoffe sowie hohe Unfall- und Todeszahlen verbunden. Ursachen für die weiterhin hohen Emissionen sind unter anderem eine noch immer steigende Anzahl von Fahrzeugen sowie ein erhöhtes Güterverkehrsaufkommen, kombiniert mit einer starken Dominanz fossiler Energieträger.
Welche konkreten Maßnahmen sind nun notwendig?
In der Analyse „Klimaschutz im Verkehr: Maßnahmen zur Erreichung des Sektorziels 2030“ für Agora Verkehrswende zeigt das Öko-Institut gemeinsam mit dem International Council on Clean Transportation (ICCT): Die Klimaziele des Verkehrssektors können bis 2030 erreicht werden. Doch hierfür braucht es zahlreiche, zum Teil tiefgreifende Maßnahmen. Zentral sind die europäischen Effizienzstandards für Pkw, leichte Nutzfahrzeuge und Lkw. Von besonderer Bedeutung sind laut der Analyse zudem Maßnahmen, die Verkehrsverlagerungen ermöglichen. Dazu gehören unter anderem der Aufbau von Infrastrukturen für den öffentlichen Verkehr und den Schienengütertransport sowie Ansätze zur Verbesserung der Lebensqualität in Städten. Die Förderung von umweltfreundlichen Alternativen allein reicht zur Zielerreichung nicht aus, ist aber in der Regel die strategische Säule der heutigen Verkehrspolitik. Signifikante Verlagerungseffekte können nur in Kombination aus fordernden und fördernden Instrumenten erreicht werden. Entsprechend wichtig sind zusätzlich nationale Maßnahmen zur Internalisierung externer Kosten. Dazu gehört vor allem, Kraftstoffe, Fahrzeuge und deren Nutzung zu bepreisen. So können zielgerichtet klimafreundliche Verkehrsträger und Fahrzeuge wie Elektroautos gefördert werden.
Für eine echte Verkehrswende ist es zudem unverzichtbar, ausreichend erneuerbaren Strom für den Ausbau der Elektromobilität zur Verfügung zu stellen. Die Analyse betont zudem, wie wichtig es ist, Instrumente für mehr Klimaschutz im Verkehr umgehend zu planen und anzugehen – denn der Infrastrukturausbau, die Erneuerung von Fahrzeugbeständen und Gesetzesänderungen brauchen eine gewisse Vorlaufzeit.
---
Dr. Wiebke Zimmer widmet sich am Öko-Institut umfassend nachhaltiger Mobilität. Die Diplom-Chemikerin und promovierte Physikerin entwickelt unter anderem Strategien zur CO2-Minderung im Transportsektor und berät Politik und Unternehmen. Darüber hinaus ist die stellvertretende Leiterin des Bereichs Ressourcen & Mobilität als Gutachterin in die AG 1 der nationalen Plattform Zukunft der Mobilität eingebunden.
Weitere Artikel aus der Rubrik
Klimanotstand in Brandenburg
Die Masterplan-Kommune Potsdam
Als im August 2019 in Potsdam der Klimanotstand ausgerufen wurde, unterstrich die brandenburgische Landeshauptstadt damit:… mehr
Die Klimaschutzlücke 2020
Deutschland verfehlt die Klimaziele
2020 steht für ein wichtiges Etappenziel beim Klimaschutz. Bis zu diesem Jahr sollen bereits deutliche Emissionsminderungen… mehr
Klimaziele 2030
Kraftwerke – die High Potentials
Auf dem Weg zur Klimaneutralität hat sich Deutschland klare Klimaziele gesetzt. Nach dem sich abzeichnenden Verfehlen des… mehr
Klimaziele 2030
Gebäude – die Schwerfälligen
Was sind die Klimaziele für 2030? Bis 2030 sollen die Emissionen des Gebäudesektors im Vergleich zu 1990 um 66 bis 67… mehr
Klimaziele 2030
Landwirtschaft – die Ungewöhnliche
Was sind die Klimaziele für 2030? Bis 2030 sollen die Emissionen der Landwirtschaft im Vergleich zu 1990 um 31 bis 34… mehr
„Das große Potenzial der Energieeffizienz wird nicht annähernd genutzt.“
Interview mit Christian Noll (DENEFF)
Zur Erreichung der deutschen Klimaziele könnte Energieeffizienz einen immensen Beitrag leisten. Denn Energie, die gar nicht… mehr

Ihr Organisationstalent ist gut fürs Klima. Zum Beispiel durch ihre Arbeit für das Öko-Institut: Hier begleitet Julia Repenning… mehr
Porträt
Andrea Meyer (Bundesumweltministerium)

Ruhige Zeiten kennt sie in ihrem aktuellen Job kaum. Nicht einmal in der parlamentarischen Sommerpause, wenn der Bundestag… mehr
Porträt
Dipl.-Ing. agr. Bernhard Osterburg (Thünen-Institut)

Beim Blick auf das Verfehlen der deutschen Klimaziele für 2020 betont er die Wirksamkeit des europäischen Emissionshandels (EU… mehr