Ausgabe: Juni 2015, Kernenergie – Was kommt danach?


Arbeit / Rückblick

700.000 Elektroautos bis 2020: gut für Klima und Kosten

Studie zu Wirtschaftlichkeit in gewerblicher Nutzung

Die meisten Elektroautos stehen schon heute in gewerblichen Fuhrparks. Es gibt viele Gründe, warum mehr als 90 Prozent der in Deutschland zugelassenen elektrischen Fahrzeuge hier genutzt werden, so etwa steuerliche Vorteile und die oft günstigeren Gewerbestromtarife. Doch wie wirtschaftlich ist die gewerbliche Nutzung tatsächlich? Dies haben die Wissenschaftler des Öko-Instituts im Auftrag des VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. analysiert. „Die wirtschaftliche Nutzung von Elektrofahrzeugen in gewerblichen Fuhrparks ist heute schon möglich und die Kostenvorteile gegenüber konventionellen Pkw steigen mit der Kilometerleistung“, sagt Florian Hacker, Projektleiter und Senior Researcher am Öko-Institut. Laut der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Studie könnten bis 2020 bis zu 700.000 elektrische Nutzfahrzeuge wirtschaftlich betrieben werden. Mit deutlichen Effekten für das Klima: Würde der Strom für den Betrieb dieser Elektroautos ausschließlich aus zusätzlichen erneuerbaren Quellen bezogen, könnten die Treibhausgasemissionen 2020 um etwa 2,6 Millionen Tonnen reduziert werden.

„Ausschlaggebend für die Wirtschaftlichkeit der Elektroautos in Fuhrparks ist die Fahrleistung“, erklärt Hacker, „heute ist ein mittelgroßes Elektroauto ab 35.000 Kilometern im Jahr günstiger als ein vergleichbares Dieselfahrzeug. Wir erwarten jedoch, dass diese Wirtschaftlichkeitsschwelle niedriger wird, wenn die Rahmenbedingungen sich positiv entwickeln – mit Blick auf die Energie- und Batteriepreise ebenso wie auf den Gebrauchtwagenmarkt. Dann könnte die Schwelle im günstigsten Szenario sogar auf 10.000 Kilometer zurückgehen.“ In der gewerblichen Nutzung weist laut der Analyse ein mittelgroßes Elektroauto heute bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern im Vergleich zu einem Dieselfahrzeug einen Kostennachteil von 4.100 Euro pro Jahr auf. „Bis 2020 könnte dieser Wert auf 1.400 Euro sinken“, sagt der Wissenschaftler vom Öko-Institut, „einen positiven Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit hat in den kommenden Jahren insbesondere der deutliche Rückgang des Batteriepreises und damit der rückläufige Aufpreis für Elektrofahrzeuge.“

Schwere Nutzfahrzeuge können bis 2020 noch nicht wirtschaftlich betrieben werden, Busse nur mit Einschränkungen. „Das liegt an den hohen Batteriekosten“, erklärt Hacker, „bis 2020 könnten im optimistischen Szenario 40 Prozent der elektrischen Stadtbusse wirtschaftlich unterwegs sein – bei optimaler Auslegung der Batterie.“ Die Kostennachteile von elektrischen Lkw gegenüber Dieselfahrzeugen jedoch können bis 2020 im Lieferverkehr voraussichtlich nicht überwunden werden. cw

Weitere Informationen zum Artikel
Ansprechpartner am Öko-Institut

Florian Hacker
Senior Researcher im Institutsbereich Infrastruktur & Unternehmen
Öko-Institut e.V., Büro Berlin

Tel.: +49 30 405085-373
f.hacker--at--oeko.de 

Weitere Informationen des Öko-Instituts

Pressemitteilung „Neue Studie sieht Wirtschaftlichkeitspotenzial für bis zu 700.000 gewerbliche Elektrofahrzeuge bis 2020“

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