Ausgabe: Dezember 2015, Green Economy – Nachhaltigkeit, neu verpackt?


Im Fokus

Porträt: Franziska Wolff

Wissenschaftlerin am Öko-Institut

Wachstum in Frage stellen? Franziska Wolff weiß, dass sie damit einen heiklen Punkt berührt – und tut es dennoch sehr bewusst. „Wir sehen, dass Effizienzgewinne aus technologischem Fortschritt durch wirtschaftliches Wachstum und Reboundeffekte aufgefressen werden“, sagt die Wissenschaftlerin vom Öko-Institut, „für Länder im globalen Süden ist ein – möglichst grünes – Wachstum noch notwendig, in Industriestaaten muss es hinterfragt werden.“ Wolff sieht bei diesem Thema ein zentrales Manko von Green Economy: „Das Konzept stellt die Wachstumsfrage nicht.“

Ansatzpunkte für weniger Wachstum liegen für die Leiterin des Institutsbereichs Umweltrecht & Governance vor allem auf einer übergeordneten Ebene, weniger beim einzelnen Konsumenten: „Notwendig sind politische und gesellschaftliche Strategien, wie die Bedürfnisse der Menschen anders befriedigt werden können. Es geht um weniger und auch einen anderen Konsum.“ Dafür brauche es eine Verteuerung des Umweltverbrauchs, etwa durch Steuern auf Ressourcenverbrauch. „Die Einnahmen können dann genutzt werden, um die Steuerlast auf dem Faktor Arbeit zu senken oder Strukturwandel abzufedern.“ Wie teuer der Umweltverbrauch werden soll? „So teuer, dass ambitionierte Umweltziele erreicht werden können. Das ist ein Prozess von Versuch und Irrtum, Monitoring und Nachsteuerung. Und natürlich muss man schauen, was wann politisch durchsetzbar ist. Voraussetzung ist, dass quantitative Ziele für den Umweltverbrauch gesetzt werden.“ cw

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Ansprechpartnerin am Öko-Institut

Franziska Wolff
Leiterin des Institutsbereichs Umweltrecht & Governance

Öko-Institut e.V., Büro Berlin

Tel.: +49 30 405085-371
f.wolff--at--oeko.de

Expertise

Forschungsschwerpunkt: Internationale und europäische Umweltpolitik, Governance

Themen

  • Politikinstrumente, Governanceformen und ihre Bewertung
  • Politikberatung
  • Nachhaltige Landnutzung, Management natürlicher Ressourcen: (Agro-)Biodiversität, Fischerei, Land- und Forstwirtschaft
  • Nachhaltiges Wirtschaften / Green Economy: Nachhaltiger Konsum; Unternehmensverantwortung / Corporate Social Responsibility; Umwelt und Wettbewerbsfähigkeit
Wichtige Projekte

Übergang in eine Green Economy: Notwendige strukturelle Veränderungen und Erfolgsbedingungen für deren tragfähige Umsetzung in Deutschland (2014-2017)

Global Value: Assessing the Impacts of Multinational Corporations on Global Devel-opment and Value Creation (2014-2016)

Suffizienz im Alltagsleben – Konzept, Bedarf, Potenziale und politische Steuerungsmöglichkeiten (2012-2013)

Kohärenzprüfung umweltpolitischer Ziele und Maßnahmen für Zwecke der Umweltberichterstattung (2012-2015)

Globalands – Ressourceneffiziente Flächennutzung/ Organisation eines Global Sustainable Landuse Standard (2011-2015)

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