Ausgabe: November 2021, Bedrohte Vielfalt – Wie kann Biodiversität geschützt werden?
Im Fokus
Porträt: Marion Hammerl (Bodensee-Stiftung)

Es gibt nicht genug Raum für die Natur am Bodensee, der Tourismus, die Landwirtschaft und wachsende Gemeinden setzen diesem Landstrich zu. „Doch es gibt auch positive Entwicklungen – so hat der See seit zwei Jahrzehnten Trinkwasserqualität“, sagt Marion Hammerl, Geschäftsführerin der Bodensee-Stiftung, die sich für mehr Naturschutz einsetzt, am See und darüber hinaus. Für ihr Engagement erhielt sie 2012 das Verdienstkreuz am Bande. Hammerl ist auch Mit-Initiatorin von Business and Biodiversity. Diese Initiative hilft Unternehmen dabei, zu überprüfen, wo sie mit Blick auf Biodiversität stehen, und diese zu einem Teil ihres strategischen Managements zu machen.
„Es braucht auch gesetzliche Regelungen, damit Unternehmen sich stärker für Biodiversität einsetzen.“
Wie sehr sich Unternehmen in Deutschland für Biodiversität engagieren, sei ganz unterschiedlich, sagt Marion Hammerl. „Es gibt Branchen wie die Lebensmittelindustrie, die sich ernsthafter damit beschäftigen, mitunter auch, weil sie es müssen, aber auch solche, bei denen es kaum eine Rolle spielt. Das betrifft vor allem Branchen mit sehr langen Lieferketten wie etwa die Automobilindustrie.“ Um den Schutz von Biodiversität voranzubringen, sieht sie auch die Branchenverbände in der Pflicht. „Ein wichtiger Schritt sind Risikoanalysen, um herauszufinden, wo die größten Einflüsse auf die biologische Vielfalt stattfinden, und diese den Unternehmen zur Verfügung zu stellen.“
Marion Hammerl
Geschäftsführerin und Programmleiterin
Bodensee-Stiftung
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell
Tel.: +49 7732 9995-45
marion.hammerl--at--bodensee-stiftung.org
www.bodensee-stiftung.org
Marion Hammerl ist Geschäftsführerin der Bodensee-Stiftung. Diese private Umwelt- und Naturschutzorganisation wurde 1994 von Verbänden wie dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), dem Österreichischen Naturschutzbund (ÖNB) und dem World Wide Fund for Nature Schweiz (WWF) aus den drei Bodensee-Anrainerstaaten gegründet. Seither hat die Bodensee-Stiftung unter anderem Blühflächen für Wildbienen und weitere Insekten geschaffen, Unternehmen zum Schutz der Biodiversität beraten oder auch Kleingewässer renaturiert.
In Spanien gründete Marion Hammerl zudem die Stiftung Fundación Global Nature gemeinsam mit spanischen Naturschützerinnen und Naturschützern und fungierte von 1997 bis 2015 als ehrenamtliche Präsidentin der Stiftung. Zusätzlich engagiert sie sich im internationalen Seen-Netzwerk Living Lakes, das sie mitbegründet hat und das sich dafür einsetzt, Seen und Feuchtgebiete als intakte Ökosysteme zu erhalten.
Die Diplom-Betriebswirtin Marion Hammerl ist darüber hinaus seit 2002 ehrenamtliche Präsidentin des Global Nature Fund (GNF) – Internationale Stiftung für Umwelt und Natur, der gemeinsam mit der Bodensee-Stiftung die europäische Initiative Business and Biodiversity ins Leben gerufen hat. Diese unterstützt Unternehmen dabei, die Auswirkungen ihrer Arbeit auf die biologische Vielfalt zu überprüfen – so etwa über „Biodiversity Checks“ für unterschiedliche Branchen – und Biodiversität in ihre Unternehmensstrategie zu integrieren.
Für ihr Engagement für den Umwelt- und Naturschutz erhielt Marion Hammerl 2012 vom Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande.
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