Ausgabe: November 2021, Bedrohte Vielfalt – Wie kann Biodiversität geschützt werden?
Im Fokus
Porträt: Judith Reise (Öko-Institut)

Während andere bei ihrem Anblick um den Kopfsalat bangen, hat sie schon als Kind die Schnecken im Garten bewundert. „Ich fand ihre Vielfalt faszinierend – es gibt große und kleine, welche mit Haus und solche ohne“, sagt Judith Reise, „den Reichtum an Tier- und Pflanzenarten finde ich bis heute beeindruckend und er motiviert mich, für seinen Schutz einzutreten.“
Am Öko-Institut beschäftigt sich die Wissenschaftlerin mit vielen unterschiedlichen Facetten von Biodiversität, so etwa aktuell mit den Restoration Targets der EU, die dazu beitragen sollen, biologische Vielfalt zu schützen und wiederherzustellen. „Hier gibt es viele unterschiedliche Wege wie etwa die Einrichtung von Schutzgebieten“, erklärt sie, „besonders spannend finde ich außerdem so genannte Paludikulturen. Darunter versteht man den Anbau zum Beispiel von Schilf und Torfmoosen etwa auf wiedervernässten Moorböden. Das bietet Chancen für die Landwirtschaft und den Naturschutz gleichermaßen.“
„Paludikulturen können Biodiversität schützen und gleichzeitig neue Produkte hervorbringen – so etwa Dämmmaterial oder Torfersatzstoffe.“
Vielfalt fasziniert Judith Reise übrigens nicht nur, wenn es um Tiere und Pflanzen geht. „Man kann das auch auf das persönliche Leben übertragen“, sagt sie, „dass auch wir Menschen sehr verschieden sind, trägt zum Wert unserer Gesellschaft bei.“
Expertise
- Waldökologie und nachhaltige Waldbewirtschaftung
- Schutz und Wiederherstellung von kohlenstoffreichen Ökosystemen
- Synergien zwischen Biodiversitäts- und Klimaschutz
- Emissionen aus Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF)
- Modellierung von Waldökosystemen und statistische Analyse
Wichtige Projekte
- LAND use based MitigAtion for Resilient Climate pathways (LANDMARC, Horizon 2020, seit 2020)
- Zielerreichung und Ambitionssteigerung des EU-Klimaschutzes sowohl mittelfristig (2030) als auch langfristig (2050+) (UBA, seit 2019)
- Exploratory Analysis of an EU Land Sink Target (Greenpeace, 2021)
- Entwicklung und Begleitung der Erprobung naturschutzfachlicher Mindeststandards für den Erhalt und die Förderung der Biodiversität bei künftigen Paludikulturen auf landwirtschaftlichen Flächen (BfN, seit 2020)
- Naturbasierte Lösungen (NbS) im Klimaschutz: Marktanreize zur Förderung klimaschonender Bodennutzung (UBA, seit 2021)
- Auswirkungen von Finanzmarktprodukten auf die Biodiversität – Konzepte, Risiken & Chancen (Eigenprojekt, seit 2020)
Berufserfahrung
- Seit 09/2019: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Öko-Institut im Bereich Energie und Klimaschutz
- 2015 - 2020: Wissenschaftliche Mitarbeiterin (WEHAM-Szenarien und naturschutzfachliche Auswertung der 3. Bundeswaldinventur) Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Fachbereich für Wald und Umwelt, Fachgebiet Angewandte Ökologie und Zoologie
- 2013: Wissenschaftlich technische Mitarbeiterin (remote sensing-based modelling of Natural Capital), Zoological Society London, Institute for Zoology
Ausbildung
- 2009 – 2012: Master of Science Global Change Ecology, Universität Bayreuth
- 2011: Master course “Applied Marine Conservation Ecology“, Stockholm University
- 2006 – 2009: Bachelor of Science Biodiversität und Ökologie, Universität Göttingen
Aktuelle Publikationen
Analyse „Exploratory Analysis of an EU Sink and Restoration Target”
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