Ausgabe: September 2017, Alles geregelt? – Regulierung von Nanomaterialien und anderen Chemikalien
Im Fokus
Porträt
Claudia Som (Empa)

Für die Karotte und den Motorradhelm war es genau der richtige Zeitpunkt: Der Entwicklungsprozess hatte gerade begonnen. „Ein Firmenkonsortium beauftragte uns, die Nachhaltigkeit eines Projektes zu prüfen“, so Claudia Som von der Empa, einem interdisziplinären Forschungsinstitut, das zum Schweizer Wissenschaftsnetzwerk ETH-Bereich gehört, „aus Karottenabfällen beziehungsweise Nano-Cellulose sollten neue faserverstärkte Produkte entstehen, so etwa Motorradhelme.“ Bei der Entwicklung von neuen Verfahren auf Basis von Nanotechnologien sei es sehr wichtig, zu einem frühen Zeitpunkt nicht nur zu prüfen, ob es technisch machbar, sondern auch, ob es ökonomisch vertretbar und ökologisch sinnvoll ist. „Wir müssen die Möglichkeiten von Nanotechnologien intelligent nutzen.“
Die Expertin für Nano-Innovationen will eine Brücke zwischen Forschung und Industrie schlagen, auch kleine Unternehmen sollen informierte Entscheidungen treffen können. „In unseren Analysen betrachten wir den gesamten Lebenszyklus von Produkten, zeigen Chancen und Risiken, verdeutlichen aber auch, wo es Wissenslücken gibt – etwa mit Blick auf die Langzeitwirkung von Nanomaterialien.“ Und wie sinnvoll ist der Motorradhelm aus der Nano-Karotte? „Für langlebige Produkte hat das Verfahren durchaus Potenzial, zum Beispiel auch für die Herstellung von Designmöbeln“, sagt Som, „für Wegwerfprodukte lohnt es sich nicht, dafür ist unter anderem der Aufwand für die Herstellung zu hoch.“
Claudia Som
Senior Scientist
Technology and Society Lab
Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology (Empa)
Lerchenfeldstraße 5
CH – 9014 St. Gallen
Tel.: +41 58 765 78 43
claudia.som--at--empa.ch
www.empa.ch
Claudia Som forscht seit 1993 für die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in St. Gallen, kurz Empa. Die Forschungsinstitution gehört zum ETH-Bereich, einem Zusammenschluss von Forschungsanstalten und technisch-wissenschaftlichen Universitäten in der Schweiz. Hier hat sich die Biologin seit 2004 auf die Bewertung von Nanotechnologien, nachhaltige Innovationen sowie Lebenszyklus- und Risiko-Analysen von Nanoprodukten und -textilien spezialisiert. Zuvor war Claudia Som unter anderem als Projektleiterin für ein Technologie-Kooperations-Projekt zwischen der Schweiz und Kolumbien sowie für unterschiedliche Kooperationsprojekte in Entwicklungsländern tätig.
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