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E-Lkw in der Logistik

Mit 80 km/h in die Elektromobilität

Rainer Schmitt hat viel Erfahrung mit dem Umstieg auf E-Lkw in der Logistik. Wie dieser Schritt gelingen kann, hat uns der geschäftsführende Gesellschafter von Logistik Schmitt erzählt. Wir haben mit ihm über die Vorteile, aber auch die Herausforderungen bei Elektromobilität im Güterverkehr gesprochen.

Elektrische Nutzfahrzeuge spielen in Deutschland nach wie vor eine geringe Rolle – ihr Anteil liegt im einstelligen Prozentbereich. Gleichzeitig verzeichnen sie in den vergangenen Jahren ein deutliches Wachstum. So hat sich ihre Zahl zwischen 2020 und 2024 verdreifacht. Einen Anteil an dieser Steigerung hat auch Logistik Schmitt, ein Logistikunternehmen aus dem süddeutschen Bietigheim. Hier ist der E-Lkw in wenigen Jahren zum dominierenden Fahrzeug geworden. „Im Jahr 2019 haben wir für Daimler Trucks das erste Mal einen batterieelektrischen Lkw im Betrieb getestet. Danach ging der Hochlauf rasend schnell. In den drei Jahren danach hatten wir immer ein Jahr lang ein Fahrzeug zur Erprobung, 2023 hatten wir drei Fahrzeuge und 2024 schon acht“, sagt Rainer Schmitt, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens. 2025 soll die Flotte auf über 30 E-Lkw anwachsen, 2026 sollen es über 50 Fahrzeuge sein – und damit die Mehrheit der 85 Lkw zählenden Flotte.

Elektrische Logistik, die Herausforderungen

Seine Mitarbeiter*innen – die Fahrer, Disponenten und das Fuhrparkmanagement waren zunächst nicht gerade begeistert von der Idee einer elektrischen Logistik. „Am Anfang war es auch nicht einfach, ständig hat etwas nicht funktioniert.“ Ein großes Hemmnis ist für den Logistiker zudem der nach wie vor hohe Preis für elektrische Lkw. „Sie kosten etwa zweieinhalb Mal so viel wie Dieselfahrzeuge. Hier wird es erst eine Erleichterung geben, wenn mehr Fahrzeuge in den Markt kommen.“

Aber auch mit Blick auf die Ladeinfrastruktur bestehen viele Herausforderungen. „Es ist sehr schwierig, die entsprechenden Netzanschlüsse zu realisieren, und extrem teuer, die Ladestationen aufzubauen. Während eine Dieseltankstelle, an der ich 60 bis 80 Lkw an einem Tag betanken kann, etwa 100.000 Euro kostet, sind es bei einer einzigen Ladesäule schnell mehr als 250.000 Euro. Und sie kann nur fünf bis sieben Lkw täglich laden.“ Das sei in einer sowieso von Insolvenzen überzogenen Branche oft kaum zu realisieren. „Die Logistik ist ein Niedrigmargengeschäft und es gibt nur eine sehr überschaubare Investitionskraft. Gerade kleine Unternehmen – und ein Großteil der Lkw ist für sie auf den Straßen unterwegs – haben nicht das Kapital, um eine entsprechende Ladeinfrastruktur aufzubauen.“ Für Logistik Schmitt sei die Umstellung finanziell nur durch die Mautbefreiung zu stemmen.

Zwar gibt es zudem Förderungen für E-Lkw und die Ladeinfrastruktur – doch die entsprechenden Anträge seien extrem bürokratisch, brauchten viel Zeit und entsprechende Kapazitäten, so Rainer Schmitt. „Außerdem fließen die Fördergelder erst nach Anschaffung des Investitionsgutes.“ Gleichzeitig sieht er bei seinen Kunden eine sinkende Priorität für das Thema Klimaschutz.

Porträt Rainer Schmitt
Viele schauen in der wirtschaftlich angespannten Lage vor allem auf die Kosten. Vor diesem Hintergrund wird die Transformation schwieriger. Ich bin aber trotzdem davon überzeugt, dass sie kommt. Man muss schon ziemlich gute Laune haben, um bei diesem Thema am Ball zu bleiben. Aber die habe ich zum Glück.
Rainer Schmitt
Geschäftsführender Gesellschafter von Logistik Schmitt

Elektrische Logistik, die Vorteile

Elektrische Lkw haben zudem zahlreiche Vorteile mit Blick auf den Klimaschutz. Und genau deswegen gibt es viele Unternehmen, die Logistik Schmitt beauftragen: Die Umstellung auf elektrische Lkw zahlt sich in Kundenaufträgen aus. Darüber hinaus rechnet Rainer Schmitt damit, dass sich die Kosten etwa durch eigene, erneuerbare Energieerzeugung in den Depots in Zukunft senken lassen.

Das Laden auf der Strecke läuft darüber hinaus bislang „überraschend gut“. Bevor der erste Fahrer sich für einen Auftrag auf den Weg macht, fährt ein so genannter Masterdriver die Strecke ab. So weiß der Fahrer später genau, wo er laden kann – inklusive Ausweichmöglichkeiten. „Bislang gibt es immer freie Ladeplätze. Das ist für die Fahrer ein Vorteil, weil sie dort ihre Ruhezeit verbringen können. Die regulären Parkplätze sind hingegen meist überlastet.“ Rainer Schmitt bekommt von seinen Fahrern inzwischen sehr viel positives Feedback. „Sie freuen sich über einen modernen und innovativen Arbeitsplatz – das ist für uns auch ein Vorteil bei der Fachkräftegewinnung. Sie mögen die Fahrzeuge außerdem, weil sie schneller beschleunigen und die Fahrer weniger von Lärm und Vibrationen belastet sind. Ein Fahrer hat mir erzählt, dass er nach der Arbeit früher immer einen Mittagsschlaf gemacht hat – und dass er den nach der Fahrt mit dem E-Lkw nicht mehr braucht.“

Rainer Schmitt ist seit 2002 geschäftsführender Gesellschafter von Logistik Schmitt oder auch der Walter Schmitt GmbH aus Bietigheim in Baden-Württemberg.

Weitere Informationen

Porträt von Rainer Schmitt im Magazin eco@work

Artikel auf der Website der Energieagentur Rheinland-Pfalz: Bestand an elektrischen Nutzfahrzeugen in Deutschland wächst weiter

 

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