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Im Maschinenraum der Modellierung

Ist der Verkehrssektor auf dem richtigen Weg? Erreicht er seine Klimaziele? Und welche Maßnahmen können dazu beitragen, die Emissionen zu senken? Wer Antworten auf diese Fragen will, geht am Öko-Institut am besten auf direktem Weg zu Wolf Görz. Denn der Wissenschaftler aus dem Bereich Ressourcen & Mobilität kann verlässliche Antworten auf diese und viele weitere Fragen geben – mit Hilfe des Modells „Transport Emissions and Policy Scenarios“ (TEMPS).

 

Modellierung – warum braucht es sie?

„Gerade für die Politik ist es wichtig, bei der Etablierung von neuen Maßnahmen zu wissen, wie sich diese auf den Energiebedarf und die Treibhausgasemissionen auswirken. Ob sie also sinnvoll und wirksam sind oder nicht. Ob sie genug erreichen oder hinter den Erwartungen zurückbleiben“, sagt Görz. Mit dem Modell TEMPS kann er quantifizieren, wie sich Energiebedarf und Emissionen in unterschiedlichen Szenarien entwickeln. „Außerdem können wir zum Beispiel prognostizieren, wie sich Fahrzeugbestand und Verkehrsnachfrage verändern.“ Solche Auswertungen werden unter anderem für den Projektionsbericht der Bundesregierung genutzt. „Es gibt am Institut unterschiedliche Modelle, etwa auch im Bereich Energie & Klimaschutz, die für den Projektionsbericht gekoppelt werden. Eine sehr komplexe Aufgabe.“

Daten – welche braucht es?

TEMPS greift auf eine riesige Menge von Daten zurück, die die Wissenschaftler*innen des Öko-Instituts kontinuierlich erweitern und aktualisieren. Sechs Monate im Jahr ist Wolf Görz vor allem mit der Pflege und Weiterentwicklung des Modells beschäftigt. Dabei füttert er TEMPS mit Daten zum Fahrzeugbestand und zur Verkehrsleistung, zu Strom- und Kraftstoffpreisen, zu Steuern und Abgaben, zu Quoten für Kraftstoffe. „Bei manchen Themen gibt es leider bislang noch sehr wenige verlässliche Daten. Denn gerade bei neuen Technologien fehlen in der Regel Studien. In solchen Fällen müssen wir uns auf die Einschätzung von Expert*innen verlassen.“ So lasse sich etwa die Entwicklung der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge nur sehr schwer sicher voraussagen.

Auswertung – wie funktioniert es?

Die Arbeit mit TEMPS beschreibt Görz als sehr spannend, mitunter aber auch nervenaufreibend. „Die Methodik und die Quellenlage müssen wasserdicht sein, damit wir eine stimmige Realität der Zukunft abbilden können.“ Im Maschinenraum der Modellierung kann er Antworten auf viele wichtige Fragen geben. So zum Beispiel: Wie wirken sich CO2-Emissionsgrenzwerte auf die Erreichung der Klimaziele aus? Wie beeinflussen veränderte Kraftstoffpreise die Fahrleistung oder den Kauf von Neufahrzeugen?

Aufgrund der Menge an Daten ist die Auswertung eine rechenintensive Aufgabe, die den Computer von Wolf Görz mitunter viele Stunden in Beschlag hält. „Gleichzeitig ist es natürlich eine sehr komplexe Denkaufgabe, die Berechnungen zu prüfen und nachzuvollziehen.“ Besonders viel Freude hat er, wenn TEMPS etwas auswirft, das der Experte nicht erwartet hat, da dann auch der wissenschaftliche Diskurs von der Modellierung profitiert.

 

 

 

 

Porträt Wolf Görz
Durch unerwartete Ergebnisse können wir neue Zusammenhänge und Wirkmechanismen erschließen, die bislang nicht offensichtlich waren.
Wolf Görz
Wissenschaftler im Bereich Ressourcen & Mobilität

Die Methodik von TEMPS ist übrigens umfassend dokumentiert. Nach Einschätzung von Wolf Görz ist es wichtig, die Modellierung immer wieder auch mit Expert*innen außerhalb des Öko-Instituts zu spiegeln, um so dazuzulernen und sie weiter zu verbessern. „Transparenz hilft der Modellierung. Daher arbeite ich derzeit auch an einem Paper für die Wissenschaftscommunity.“

Wolf Görz ist Wissenschaftler im Bereich Ressourcen & Mobilität. Er hat einen Master in Technischem Umweltschutz und befasst sich am Öko-Institut vor allem mit der Erstellung und Quantifizierung von Szenarien für den Verkehrssektor sowie der Weiterentwicklung des Modells TEMPS, das Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen im Verkehr in Deutschland prognostiziert.

Weitere Informationen

Porträt von Wolf Görz im Magazin eco@work, Ausgabe September 2025

Themenseite: Methodische und analytische Grundlagen für sozial-ökologische Transformationen

Projektionsbericht 2025: Deutschland verfehlt langfristige Klimaziele

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