Altes raus, Neues rein? Wann sich der Austausch von Haushaltsgeräten wirklich lohnt

Weiternutzung von Geräten häufig besser
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Ob Kühlschrank, Wäschetrockner oder Geschirrspüler – viele Verbraucher*innen fragen sich: Soll ich mein altes Gerät lieber behalten oder durch ein neues, energieeffizienteres ersetzen? Die neue Studie „Ökologische und ökonomische Vergleichsrechnung von Haushaltsgeräten“ des Öko-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) bringt Licht ins Dunkel. Sie vergleicht die ökologische und ökonomische Bilanz von Alt- und Neugeräten in fünf Produktkategorien. Wichtigstes Fazit: Geräte weiter zu nutzen lohnt sich – außer in bestimmten Fällen.
Reparieren statt Wegwerfen
Bevor man über den Neukauf nachdenkt, lohnt sich ein Blick auf die Reparatur. Die Studie macht deutlich, dass Reparaturen oft die umweltfreundlichere und günstigere Lösung sind – insbesondere bei Geräten, deren Effizienz noch akzeptabel ist. Nur wenn alte Geräte sehr viel Strom verbrauchen oder wenn die Reparaturkosten unverhältnismäßig hoch sind, kann der Austausch ökologisch oder ökonomisch sinnvoller sein. Damit unterstreicht die Studie die Bedeutung von langlebigen Produkten und einem guten Reparaturservice.
Ökologisch und ökonomisch sinnvoll – die Grundgedanken der Studie
Wann ist ein Austausch „ökologisch sinnvoll“?
Die Studie vergleicht die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen der existierenden Geräte in der Nutzung mit den Emissionen, die für Neuproduktion, Transport, Nutzung und Entsorgung eines neuen Geräts anfallen würden. Aus Umweltsicht ist ein Austausch eines alten, ineffizienten Geräts dann sinnvoll, wenn die Emissionen des bestehenden Geräts über einen Zeitraum von zehn Jahren über den Emissionen einer Neuanschaffung liegen würden.
Wann ist der Austausch „ökonomisch sinnvoll?“
Aus finanzieller Sicht lohnt sich der Kauf eines neuen Haushaltgerätes dann, wenn sich das neue Gerät innerhalb von zehn Jahren amortisiert. Das bedeutet, dass die Stromeinsparung so hoch sein muss, dass hierdurch der Anschaffungspreis des neuen Haushaltsgeräts kompensiert wird.
Was für welches Gerät gilt: die Empfehlungen im Überblick
Kühlschränke
Ökologisch sinnvoll ist der Austausch, wenn der genutzte Kühlschrank mehr als 240 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr verbraucht. Wenn das Gerät repariert werden muss und so zusätzlicher Aufwand und damit Treibhausgasemissionen entstehen, lohnt sich der Austausch schon bei einem Stromverbrauch ab 220 kWh/Jahr.
Ökonomisch lohnt sich der Austausch nur ab einem Stromverbrauch von mehr als 355 kWh pro Jahr. Dieser Wert wird von vielen Bestandsgeräten jedoch nicht erreicht.
Fazit: Nur sehr alte oder besonders ineffiziente Kühlschränke sollten ersetzt werden.
Kühl-Gefrierkombinationen
Ein Austausch der alten Kühl-Gefrierkombination ist ökologisch sinnvoll, wenn das Gerät mehr als 340 kWh pro Jahr verbraucht, wenn es repariert werden muss, schon ab 320 kWh pro Jahr.
Ökonomisch rechnet sich der Austausch in keinem Fall – weder bei intakten noch bei reparaturbedürftigen Geräten.
Fazit: Nur wer ein sehr altes und energieintensives Gerät besitzt, sollte über einen Austausch nachdenken.
Gefrierschränke
Ökologisch sinnvoll ist der Austausch eines Gefrierschranks ab einem Stromverbrauch von über 430 kWh pro Jahr, bei Reparaturbedarf ab 415 kWh pro Jahr.
Ökonomisch sinnvoll ist der Austausch nur bei einem extrem hohen Verbrauch, ab über 570 kWh pro Jahr, mit Reparatur ab 460 kWh/Jahr – das betrifft nur sehr alte Modelle.
Fazit: Der Ersatz eines Gefrierschranks rechnet sich nur selten und fast ausschließlich bei Altgeräten mit hohem Verbrauch.
Geschirrspüler
Bei einer normalen oder geringen Nutzung lohnt sich ein Austausch des Geschirrspülers weder ökologisch noch ökonomisch – auch nicht, wenn die Geräte repariert werden.
Bei einer intensiven Nutzung der Spülmaschine, zum Beispiel in Familien oder WGs, ist der Austausch von Geräten der alten Energieeffizienzklasse A aus ökologischer Sicht sinnvoll. Wenn das alte Gerät zusätzlich repariert werden müsste, lohnt sich der Austausch auch ökonomisch.
Fazit: Nur bei einer sehr häufigen Nutzung und einem ineffizienten Bestandsgerät der Energieeffizienzklasse A ist der Austausch eines alten Geschirrspülers gegen ein Neugerät sinnvoll.
Wäschetrockner
Geräte mit Wärmepumpentechnologie sollten grundsätzlich weiterverwendet werden – sie sind bereits sehr effizient. Klassische Kondensationstrockner benötigen pro Trockengang oft mehr als drei kWh Strom – moderne Wärmepumpentrockner kommen mit etwa einer Kilowattstunde aus.
Bei einer durchschnittlichen Nutzung lohnt sich der Austausch eines Wäschetrockners weder ökologisch noch ökonomisch. Der Grund: Bei der Herstellung fallen hohe Emissionen an, rund 600 Kilogramm klimaschädliche Treibhausgase pro hergestelltes Neugerät.
Nur bei einer intensiven Nutzung und sehr veralteter Technik, etwa Ablufttrockner der Effizienzklasse D oder Kondensationstrockner der Klasse C, rechnet sich ein Austausch.
Ökonomisch lohnt sich ein Austausch nur bei einer intensiven Nutzung des Wäschetrockners: Im Falle eines Defekts bei einer Effizienzklasse B oder schlechter. Bei einem funktionierenden Gerät dagegen nur bei einer Effizienzklasse D (Ablufttrockner) oder C (Trockner mit elektrischer Widerstandsheizung).
Fazit: Nur stark genutzte und ineffiziente Trockner sollten ersetzt werden.
Staubsauger
Ein Austausch ist nur sinnvoll bei alten Staubsaugern mit einer hohen Leistungsaufnahme über 1.200 Watt. Außerdem werden Staubsauger nicht regelmäßig oder dauerhaft betrieben – anders als beispielsweise Kühlschränke. Die Klimawirkung durch Herstellung und Entsorgung wiegt deshalb häufig schwerer als der mögliche Effizienzgewinn durch ein neues Gerät.
Ökologisch sinnvoll ist ein Austausch bei ineffizienten Bestandsgeräten mit einer Leistungsaufnahme von über 1.200 Watt. Effizientere Bestandsgeräten sollten dagegen so lange wie möglich weitergenutzt und auch repariert werden.
Bei sehr ineffizienten Bestandsgeräten (mit 1.800 Watt) liegt die jährliche Stromeinsparung bei etwa 50 kWh – in diesem Fall lohnt sich ein Austausch auch aus finanzieller Sicht.
Fazit: Bei Staubsaugern mit einer Leistungsaufnahme kleiner als 1.200 Watt ist es nachhaltiger und günstiger, den vorhandenen Staubsauger weiter zu nutzen.
Wichtige Erkenntnisse auf einen Blick
- Ein pauschaler Geräteaustausch ist selten sinnvoll. Oft ist es nachhaltiger, das Altgerät weiter zu nutzen – insbesondere, wenn es nicht übermäßig viel Strom verbraucht.
- Die ökologische Amortisation eines Neugeräts hängt stark vom Stromverbrauch des Altgeräts und von der Entwicklung des Strommixes ab. Mit dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien sinkt auch die Umweltlast der Nutzung.
- Wirtschaftlich lohnt sich ein Austausch meist nur bei Defekten – oder bei einem extrem hohen Stromverbrauch des Geräts.
- Verbraucher*innen sollten den Stromverbrauch ihres Altgeräts messen, zum Beispiel mit einem Strommessgerät, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.
Fazit
Die Studie des Öko-Instituts zeigt: Nicht immer ist „neu gleich besser“. Gerade bei moderat genutzten Geräten kann Weiternutzen und Reparieren sowohl Geldbeutel als auch Klima schonen. Wer sich für ein neues Gerät entscheidet, sollte auf eine hohe Energieeffizienz und lange Lebensdauer achten – dann lohnt sich die Investition am meisten.
Die Studie „Ökologische und ökonomische Vergleichsrechnung von Haushaltsgeräten“ wurde vom Öko-Institut im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) erstellt. Sie basiert auf einer vereinfachten Lebenszyklusanalyse (Ökobilanz) und einer Wirtschaftlichkeitsberechnung über die durchschnittliche Lebensdauer von Haushaltsgeräten hinweg.
Hannah Lorösch ist Expertin für nachhaltigen Konsum und erstellt unter anderem Ökobilanzen zur Bewertung von nachhaltigen Produkten. Sie arbeitet im Bereich Produkte & Stoffströme am Standort Freiburg.
Weitere Informationen
Pressemitteilung „Haushaltsgeräte länger nutzen lohnt sich“ des Umweltbundesamtes
Infografiken zum Austausch der einzelnen Haushaltsgeräte