Spenden

Oberleitungs-Lkw: Streckenausbau mit Weitblick gestalten

Klimaziele im Straßengüterverkehr erreichen

Um die Klimaziele zu erreichen, muss sich der Verkehrssektor deutlich wandeln. Für die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs ist der Einsatz von Oberleitungs-Lkw (O-Lkw) eine von drei Lösungsoptionen: neben den O-Lkw sieht die Bundesregierung noch batterieelektrische Lkw und solche mit Brennstoffzellenantrieb. Wie der Umbau im Einzelnen umgesetzt werden soll, steht noch nicht fest. Wissenschaftler von Öko-Institut, ifeu-Institut und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) skizzieren konkrete Schritte für den Infrastrukturausbau für O-Lkw.

In ihrer Untersuchung prüfen die Wissenschaftler, wie verschiedene Strecken im deutschen Autobahnnetz beim Aufbau eines Oberleitungssystems priorisiert werden könnten und welche Kriterien dabei eine Rolle spielen. Sie stellen eine Strategie vor, wie der Ausbau entlang der Kernstrecken von etwa 4.000 Kilometer Länge gestaltet werden kann.

Unkomplizierte Strecken zum Start

„Zu Beginn sollte sich der Ausbau auf Strecken mit hohem Pendelverkehr konzentrieren. Die Pendelfahrten sollten großteils auf der elektrifizierten Strecke erfolgen. Die Autobahn A 1 zwischen Hamburg und dem Ruhrgebiet erfüllt diese Kriterien beispielsweise sehr gut“, erklärt Florian Hacker. „Dadurch gibt es auch bereits auf kürzeren Strecken einen hohen Nutzen für die Logistikunternehmen.“

Bereits bei Planungsbeginn ist es wichtig, auf streckenspezifische Hindernisse zu achten. Um zügig mit dem Netzaufbau starten zu können, sollten bei den Anfangsstrecken unkomplizierte Autobahnabschnitte gewählt werden. Technisch anspruchsvolle Strecken mit längeren Tunnelstrecken oder schwieriger Stromnetzanbindung, aber auch Strecken mit voraussichtlich erhöhtem Genehmigungsaufwand sollten in dieser Phase vermieden werden. Die Erfahrungen mit Planungs- und Genehmigungsverfahren der Anfangsstrecken erleichtern später den weiteren Ausbau.

Langfristig ist das O-Lkw-Leitungsnetz auf Strecken mit hohem Güteraufkommen am sinnvollsten. Für den Anfang sind regionale Teilnetze wichtig, später sollte der Schwerpunkt auf den Fernverkehr gelegt und die verschiedenen Teilstrecken zusammengeführt werden.

Transit durch Deutschland: Internationaler Plan nötig

Mit zunehmender Netzausdehnung wird auch die internationale Anbindung wichtiger – etwa 40 Prozent der Lkw-Fahrleistung auf deutschen Autobahnen entfallen auf ausländische Fahrzeuge. Für den internationalen Infrastrukturausbau mit den deutschen Anrainerstaaten gibt es noch keinen Konsens über die Technologie, auch wenn das Interesse an der Oberleitungstechnologie im europäischen Ausland wächst. Deutschland und Schweden sind bisher die einzigen Länder in Europa, die Pilotprojekte für O-Lkw umgesetzt haben.

Der Aufbau der Oberleitungsinfrastruktur ist ein zentraler, aber nicht der alleinige Erfolgsfaktor für den Markthochlauf von O-Lkw. Wichtig sind auch ein hinreichendes Angebot an oberleitungsfähigen Fahrzeugen und eine strategische Verzahnung mit dem Aufbau anderer Infrastrukturen, wie zum Beispiel Schnellladepunkten wie in dem Diskussionspapier „Infrastruktur für Elektro-Lkw im Fernverkehr“ von Öko-Institut, ifeu und ISI dargelegt wurde.

Die Veröffentlichung entstand im Projekt „Begleitforschung Oberleitungs-Lkw in Deutschland (BOLD)“, das im Rahmen des Förderprogramms „Erneuerbar Mobil“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird.

Studie „Mögliche Ausbauschritte für eine Oberleitungsinfrastruktur für den Straßengüterverkehr in Deutschland“ des Öko-Instituts, ifeu und ISI

Weiterführende Informationen zum Projekt „Begleitforschung Oberleitungs-Lkw in Deutschland (BOLD)“ auf der Projekt-Webseite