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Trauer um Lothar Hahn

  • Jan Peter Schemmel

Zum Gedenken

21 Jahre lang am Öko-Institut – ein Leben im Dienste der Wissenschaft – unermüdlicher Einsatz zur Eindämmung der Risiken der Atomenergie: Das Öko-Institut trauert um Lothar Hahn, Mitbegründer des Darmstädter Büros des Öko-Instituts und langjähriger leitender Wissenschaftler am Öko-Institut, der vergangene Woche verstorben ist.

Hahn, der sich bereits seit Ende der 1970er Jahre in der Anti-AKW-Bewegung engagierte, hatte dabei immer den Anspruch, die Hochrisikotechnologie nicht nur im gesellschaftlichen Protest zu blockieren, sondern die Kritik auch wissenschaftlich zu begründen. Gemeinsam mit Michael Sailer gelang es ihm 1980 mit dem Forschungsvorhaben "Analytische Weiterentwicklung zur Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke“, das erste unabhängige Gutachten zur AKW-Sicherheit in Deutschland durchzuführen. Mit dem Projekt erhielt das Öko-Institut seinen ersten großen staatlichen Auftrag; es legte gleichzeitig den Grundstein für die Bürogründung am Standort Darmstadt im gleichen Jahr. Wegen seines Umfangs, 2.500 Seiten in drei Bänden, seinem Gewicht von vier Kilo und seinem rotem Einband wird es intern selbstironisch als „rotes Telefonbuch“ bezeichnet. In den folgenden Jahren hat Hahn erfolgreich den Aufbau und die Gestaltung des Institutsbereichs Nukleartechnik & Anlagensicherheit verfolgt.

Mit seinen Arbeiten trug Hahn wesentlich dazu bei, die Risikodebatte rund um die Atomkraft zu professionalisieren und auf Augenhöhe mit den Befürwortern der Kernkraft zu führen. Seine zahlreichen Arbeiten zur Sicherheit bzw. Risiken der deutschen Atomkraftwerke, zur Lagerung von Brennelementen und Endlagerkonzepten insgesamt sowie zur Beurteilung von Sicherheitskonzepten im In- und Ausland trugen dazu bei, Defizite aufzudecken und verhinderten Irrwege in der technologischen Weiterentwicklung.

Nach mehr als 20 Jahren am Öko-Institut wechselte Hahn Ende 2001 in die Geschäftsführung der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS). Dort sowie in zahlreichen bedeutenden Gremien, darunter die renommierte Reaktor-Sicherheitskommission des Bundesumweltministeriums, setzte er sich weiter intensiv für den Schutz vor den Gefahren nuklearer Anlagen ein. Vorstand, Geschäftsführung und Mitarbeitende des Öko Instituts danken ihm für seinen großen persönlichen Einsatz, seine herausragende wissenschaftliche Arbeit sowie seine stets kritische Unparteilichkeit. Lothar, Du bleibst unvergessen.