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Strukturwandel zu einer Green Economy

Nachbericht zur Web-Konferenz

Wirksamer Klima- und Umweltschutz machen eine nachhaltige Transformation unserer Produktions- und Konsumweisen nötig. Neben dem ökologischen Nutzen birgt dieser Wandel auch große wirtschaftliche Chancen. Besonders emissions- oder ressourcenintensive Branchen stellt er jedoch vor Herausforderungen. Neben der fossilen Energiewirtschaft gilt dies etwa für die Automobilwirtschaft oder die Chemie- und andere energieintensive Industrien.

Im Rahmen eines UBA-Forschungsprojekts zum „Ökologischen Strukturwandel“ veranstalteten das Öko-Institut und das Fraunhofer ISI am 19. Mai 2020 eine Online-Konferenz mit über 120 Teilnehmenden. Diese widmete sich konkret folgenden Aspekten und Fragen:

  • Welche Branchen stehen vor einem ökologisch bedingten Strukturwandel?
  • Was sind Treiber und Charakteristika von unterschiedlichen Strukturwandelprozessen?
  • Wie lässt sich Strukturwandel ökologisch und sozioökonomisch erfolgreich gestalten?

In ihrer Eröffnungsrede wies Birgit Schwenk aus dem Bundesumweltministerium darauf hin, wie wichtig es sei, als Politik vorausschauend zu agieren und für Planungs- und Investitionssicherheit der Unternehmen jetzt die Rahmenbedingungen mit Blick auf Klimaneutralität im Jahr 2050 zu setzen.

Ursachen, Treiber und Charakteristika des ökologischen Strukturwandels

Dr. Katrin Ostertag (Fraunhofer ISI) und Projektleiter Dirk Arne Heyen (Öko-Institut) stellten anschließend die zentralen Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen des Projekts vor. So benannte Ostertag die Branchen, die das Projektteam in einem „Branchen-Screening“ als diejenigen identifiziert hatte, die in besonderem Maße vor einem ökologisch bedingten Strukturwandel stehen. Dazu gehöre insbesondere die Energiewirtschaft, der Fahrzeugbau, die Chemie- und Pharmaindustrie sowie die Landwirtschaft. Während in den meisten Fällen hauptsächlich die Ressourcenbasis und emissionsintensive Produktion betroffen seien, stünde in der Automobilwirtschaft vor allem das Produkt vor einem Wandel.

Strukturwandel ökologisch und sozioökonomisch erfolgreich gestalten

Basierend auf Branchenfallstudien und einer breiten Literaturauswertung vergangener Strukturwandelprozesse, präsentierte Projektleiter Dirk Arne Heyen vom Öko-Institut branchenübergreifende Handlungsempfehlungen für erfolgreichen Strukturwandel. Dazu gehöre eine frühzeitige, proaktive und partizipative Herangehensweise, die betroffene Branchen beim Wandel unterstütze und auch Abhängigkeiten zwischen den Sektoren in den Blick nehme.

Für den Wandel zu einer Green Economy brauche es zudem eine ambitionierte Umweltpolitik mit klaren mittel- und langfristigen Zielen, die Planungs- und Investitionssicherheit bieten. Angesichts des enormen Bedarfs an regenerativ erzeugter Energie und grünem Wasserstoff seien sowohl ein beschleunigter Ausbau von Wind- und Solarkraft in Deutschland, als auch internationale Kooperationen mit „Gunststandorten“ für erneuerbare Energien notwendig.

Übergreifende Präsentation zur Web-Konferenz „Strukturwandel zu einer Green Economy“

Erfolgsbedingungen für den ökologischen Strukturwandel

Im Anschluss diskutierten Sabine Nallinger (2°-Stiftung), Uwe Meinhardt (IG Metall) und Jan Peter Schemmel (Öko-Institut) Erfolgsbedingungen für den Strukturwandel. Dabei wurde unter anderem betont, sowohl die Industrieunternehmen als auch die Beschäftigten „an Bord“ zu holen und neue Allianzen zu schmieden. Dazu brauche es den betrieblichen, regionalwirtschaftlichen und nationalen Austausch, etwa über Dialogplattformen, Kompetenzzentren oder „Transformationsbeiräte“ – auch entlang von Wertschöpfungsstufen. Auch die Notwendigkeit, die Post-Corona-Konjunkturpakete für den ökologischen Strukturwandel zu nutzen, wurde angesichts der langen Nutzungsdauern der Anlagen und Güter, in die die Gelder jetzt flössen, hervorgehoben.

Branchenspezifische Workshops

Nach der übergreifenden Session am Vormittag fanden am Nachmittag branchenspezifische Workshops zu den drei Fallstudien des Projekts statt. Im Workshop zum Strukturwandel in der Automobilwirtschaft wurde die Bedeutung politischer Leitplanken, der (Um-)Qualifizierung der Beschäftigten und der Innovationsfähigkeit der Branche hervorgehoben.

Präsentation „Nachhaltige Automobilwirtschaft – Strategien für eine erfolgreiche Transformation“

Der Workshop zum Strukturwandel der Chemieindustrie bestätigte, dass stabile und planbare Rahmenbedingungen für die Zukunftssicherung der Branche in Deutschland essentiell seien. Nur so entstünden Anreize für die hohen erforderlichen Investitionen beim Umstieg auf klimaneutrale Technologien.

Präsentation „Strukturwandel zu einer Green Economy: Chemische Industrie mit Fokus Basischemie“

Am Beispiel von Second Life-Anwendungen von Elektroauto-Batterien als stationäre Speicher wurden im dritten Workshop Rahmenbedingungen diskutiert, die zur Förderung der (digitalen) Kreislaufwirtschaft wesentlich sind. Dabei wurde auf die notwendige Kohärenz von Regulierungen in verschiedenen Handlungsfeldern, wie hier der Verkehrs- und Energiepolitik, verwiesen.

Präsentation „Second Life von E-Batterien: Potenziale und Marktbarrieren“

Weitere Informationen:

Konferenzbericht „Strukturwandel zu einer Green Economy“ (19. Mai 2020)

Kurzbeschreibung des Projekts "Strategien für den ökologischen Strukturwandel in Richtung einer Green Economy" von Öko-Institut und Fraunhofer ISI

Konferenzprogramm der Online-Konferenz „Strukturwandel zu einer Green Economy“ (19. Mai 2020)