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Nachhaltige Stadt-Land-Verknüpfungen

  • Dr. Franziska Wolff

Mangelnde Abstimmung führt zu nicht-nachhaltiger Landnutzung

Die Beziehungen und der Austausch zwischen Stadt und Land sind seit jeher vielfältig: Menschen pendeln, Waren, Dienstleistungen und Verkehr fließen vom Land in die Stadt und umgekehrt. Ein aktueller Bericht im Rahmen des Forschungsvorhabens „Rural Urban Nexus – Globale Landnutzung und Urbanisierung“ analysiert, welche institutionellen und nicht-institutionellen Faktoren die Stadt-Land-Verknüpfungen beeinflussen und welche Instrumente und Politiken derzeit existieren, um diese innerhalb der gegebenen Bedingungen nachhaltig zu gestalten.

Wenig konkrete Zusammenarbeit trotz vielfältiger strategischer Ansatzpunkte

Der territoriale Zuschnitt von Kommunen und die ihnen zugewiesenen Kompetenzen sind zentrale institutionelle Rahmenbedingungen. Sie entscheiden, ob Umwelt- und Nachhaltigkeitsprobleme von einer Gemeinde selbst oder kooperativ über ihre administrativen Grenzen hinaus bearbeitet werden können.

Zwar steht eine breite Palette von strategischen Ansatzpunkten, Instrumenten und institutionellen Formen von Kooperation zwischen Städten und ihren Nachbargemeinden bereit. In der Realität wird interkommunale Zusammenarbeit jedoch selten praktiziert. Es fehlen konkrete Anreize, damit kommunale und regionale Akteure die bestehenden Ansatzpunkte nutzen. Häufig dominieren kommunale Einzelinteressen.

Die verfassungsrechtlich garantierte kommunale Planungshoheit erweist sich oft als Hemmnis für die Zusammenarbeit. Hinzu kommt die Furcht vor Macht- und Kompetenzverlusten und finanziellen Belastungen. Kooperationen hängen daher stark von der Bereitschaft der Kommunen und den beteiligten Individuen ab.

Institutionelle Anreize, nachhaltige Stadt-Land-Verknüpfungen zu gestalten

Auf deutscher Ebene würde ein hochrangig verankertes Leitbild zu nachhaltigen Stadt-Umland-Beziehungen helfen, eine stärkere Nutzung der vorhandenen Instrumente einzufordern. Daneben ist die Praxis der interkommunalen Zusammenarbeit im Stadt-Umland-Nexus voranzutreiben. Sinnvoll wäre beispielsweise eine stärkere Integration von Stadt-Umland-Verknüpfungen in unterschiedlichen Planungsmaterien, von der Regionalplanung bis zu Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepten.

Die interkommunale Zusammenarbeit sollte grundsätzlich stärker gefördert werden, zum Beispiel durch Anreize für flächensparende regionale Flächennutzungspläne, interkommunale Ausweisung von Gewerbegebieten oder allgemein die Fokussierung von Fördermitteln auf Konzepte und Projekte, die interkommunal erarbeitet wurden.

Technologische, soziokulturelle und andere Einflüsse auf Stadt-Land-Verknüpfungen

Auch nicht-institutionelle Rahmenbedingungen – räumliche, soziokulturelle, ökonomische, infrastrukturelle und technologische Faktoren – wirken sich auf die Gestaltung nachhaltiger Stadt-(Um)Land-Beziehungen aus. Beispielsweise helfen raumüberwindende Infrastrukturen, regionale Wertschöpfung zu stärken und Stoffkreisläufe zu schließen.

Unter den technologischen Faktoren kann die Digitalisierung einen hohen Nutzen bieten, da schnelle Internetanbindung die Dezentralisierung und Flexibilisierung von Tätigkeiten (Telearbeit) und Dienstleistungsangeboten erlaubt, die Versorgung in anderen Bereichen (e-commerce, e-governance, ÖPNV usw.) sicherstellt und damit eine Revitalisierung abgelegener Orte ermöglichen kann. Unter soziokulturellen Gesichtspunkten ist die Identifikation bzw. Entwicklung gemeinsamer Bedürfnisse und Ziele zentral für die erfolgreiche Gestaltung eines nachhaltigen Stadt-(Um)Land-Nexus. Dafür müssen oft auch Stereotype überwunden werden.

<link publikationen p-details rahmenbedingungen-und-instrumente-fuer-die-gestaltung-nachhaltiger-stadt-land-verknuepfungen>Studie „Rahmenbedingungen und Instrumente für die Gestaltung nachhaltiger Stadt-Land-Verknüpfungen“ des Öko-Instituts