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Transformative Umweltpolitik: Ansätze für gesellschaftlichen Wandel

Innovationen fördern, nicht-nachhaltige Modelle beenden

Weniger Schadstoffe in der Luft, weniger giftige Substanzen in den Flüssen, mehr energie- und ressourceneffizientere Produkte – Umweltpolitik hat in den vergangenen Jahren viel erreicht. Dennoch ist es bislang nicht gelungen, das Wirtschaften und Konsumieren weltweit innerhalb sicherer ökologischer Grenzen zu gestalten. Gerade beim Schutz von Klima und biologischer Vielfalt wird deutlich, dass einfache Lösungen, wie etwa die bloße Verbesserung vorhandener Technologien, nicht ausreichen. Vielmehr braucht es weitreichende und umfassende Änderungen in der gesamten Gesellschaft – Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen hier von Transformationen.

Welche Transformationen für umweltschonende Wirtschafts- und Konsumweisen angestoßen und wie diese gestaltet werden können, haben Fachleute heute auf der Konferenz „Transformative Umweltpolitik: Ansätze zur Förderung gesellschaftlichen Wandels“ diskutiert. Expertinnen und Experten des Öko-Instituts und der Freien Universität Berlin, die in den vergangenen zwei Jahren ein entsprechendes Forschungsvorhaben durchgeführt haben, stellten wesentliche Handlungsansätze vor. 

Gesellschaftlichen Wandel gestalten

Franziska Wolff betonte dabei im Eröffnungsvortrag, dass transformative Umweltpolitik keine Abkehr von bisheriger Umweltpolitik sei, sondern eine Ergänzung und Weiterentwicklung darstelle. Sie strebt an, gesellschaftlichen Wandel zu ermöglichen, herauszufordern, zu beschleunigen und zu begleiten. Insbesondere versucht sie, Transformationsprozesse von so genannten soziotechnischen Teilsystemen wie etwa dem Energie-, Ernährungs- oder Mobilitätssystem so zu beeinflussen, dass diese nachhaltiger werden. Dafür gilt es, die jeweiligen Transformationsfelder im Rundum-Blick zu bewerten: Denn wie wir Energie produzieren und nutzen, uns ernähren oder fortbewegen, wird beeinflusst von so vielfältigen Faktoren wie dem Produktangebot, den vorhandenen Infrastrukturen und Technologien, Markt- und Machtverhältnissen, gesellschaftlichen Normen, sozialen Strukturen und zeitlichen Rahmenbedingungen.

Transformative Umweltpolitik kann nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Öko-Institut und FU Berlin verschiedene Handlungsansätze nutzen: Sie schafft und nutzt „systemisches“ Wissen in Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Akteuren. Sie entwickelt gemeinsam mit letzteren gesellschaftliche Visionen und leitet von ihnen langfristige Ziele ab. Sie beobachtet kontinuierlich gesellschaftliche Trends, wie zum Beispiel die Digitalisierung und prüft, wie diese im Sinne der Visionen und Ziele genutzt und gestaltet werden können.

Innovationen fördern, nicht-nachhaltige Modelle beenden

Nicht zuletzt fördert sie neben technischen auch soziale und institutionelle Innovationen, also neue Praktiken und neue rechtliche Regelungen, und untersucht deren Nachhaltigkeitspotenziale. Transformative Umweltpolitik bindet dabei verstärkt Pioniere des Wandels und „Change Agents“ auch von außerhalb der Umweltpolitik ein. Parallel zu einer neuen Innovationspolitik widmet sie sich aber auch der „Exnovation“. Dabei wird der Ausstieg aus nicht-nachhaltigen Geschäftsmodellen und Strukturen, wie beispielsweise die Stromerzeugung aus klimaschädlicher Kohle, langfristig vorbereitetet und sozial abgefedert.

„In einem solchen Ansatz erweitert sich die Rolle des Staates“, fasst Wolff, die Leiterin des Forschungsteams zur transformativen Umweltpolitik am Öko-Institut, zusammen. „Er ermöglicht und unterstützt gesellschaftlichen Wandel, gestaltet diesen mit, ohne jedoch den vermessenen Anspruch zu haben, ihn im Detail zu planen.“

Impulspapier „Elemente und Handlungsansätze transformativer Umweltpolitik“ des Öko-Instituts

Präsentation „Transformative Umweltpolitik am Beispiel Mobilität“ des Öko-Instituts