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Analyse der Bundeswaldinventur zeigt Entwicklungspotential der Wälder

Aus Sicht des Naturschutzes haben sich die deutschen Wälder weiterentwickelt. Dennoch sind weiterhin deutliche Defizite sichtbar, wie eine aktuelle Analyse der dritten Bundeswaldinventur des Öko-Instituts im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz zeigt.

Aus Sicht des Naturschutzes haben sich die deutschen Wälder weiterentwickelt. Dennoch sind weiterhin deutliche Defizite sichtbar, wie eine aktuelle Analyse der dritten Bundeswaldinventur des Öko-Instituts im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz zeigt.

Die Bundeswaldinventur, die zum dritten Mal vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Auftrag gegeben wurde, stellt die Entwicklung der heimischen Wälder in einem zehnjährigen Zeitraum flächendeckend dar. Die Waldflächen in Deutschland sind insbesondere für die biologische Vielfalt und damit für den Naturschutz von wesentlicher Bedeutung.

Positive Tendenz erkennbar

Die Auswertung der dritten Bundeswaldinventur zeigt, dass noch nicht alle Naturschutzziele erfüllt sind. Nur rund ein der bis 2020 angestrebten fünf Prozent Waldflächen sind bislang vollständig von der Nutzung ausgeschlossen. Eine positive Entwicklung ist dennoch zu erkennen.

So hat der Anteil an naturnahen Baumarten – besonders von Buche und Eiche – genauso zugenommen, wie der Altbaumbestand und Anteil an Totholz im Wald. Der Gesamtzuwachs der Wälder betrug im Zeitraum von 2002 bis 2012 etwa 122 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Dabei nahmen der Holzanteil der Laubbäume um rund 14 Prozent und der der Nadelbäume um etwa zwei Prozent zu. Besonders hervorzuheben ist, dass Specht- und Höhlenbäume verstärkt registriert wurden, die für seltene und gefährdete Tierarten bedeutend sind.

„Aus Naturschutzsicht sind diese positiven Entwicklungen eine wichtige Voraussetzung für die Renaturierung der Wälder“, so Dr. Klaus Hennenberg, Experte für Biodiversität am Öko-Institut. Denn immer noch dominieren stark kultivierte Waldflächen mit einem hohen Anteil an Jungbäumen und Nadelhölzern wie Fichte und Douglasie. Diese sind zwar aus wirtschaftlicher Sicht von Interesse, spielen jedoch für die Lebensgrundlagen heimischer Tierarten eine geringe Rolle. „Es gibt ein hohes Potenzial, vorhandene Waldflächen naturschutzfachlich aufzuwerten“, so Dr. Klaus Hennenberg, der anregt 600.000 Hektar Waldfläche zu naturnahen Hainbuchenwäldern und 238.000 Hektar Waldfläche zu Auenwäldern zu entwickeln, da sie wichtige Lebensräume für heimische Tiere und Pflanzen darstellen.

Umsetzung von Naturschutzzielen weiterhin erforderlich

In seiner Auswertung empfiehlt das Öko-Institut, Renaturierungsmaßnahmen weiterzuentwickeln. Diese können durch die Gesetzeslage aber nur in öffentlichen Wäldern verpflichtend umgesetzt werden. Im Privatwald bietet sich eine Förderung von Naturschutzzielen über den Vertragsnaturschutz an. Um die heimischen Ökosysteme langfristig zu fördern, sollte ein Augenmerk auf seltene Lebensräume gelegt werden. So sollten Wälder, deren Baumbestand über 160 Jahre alt ist, deutlicher geschützt und der Vorrat an Totholz, besonders von heimischen Laubhölzern, gezielt erhöht werden. Zudem wird dringend empfohlen, die nächste Walderhebung verstärkt nach naturschutzrelevanten Erhebungen (Tier- und Pflanzenarten, Lebensraumstrukturen) auszurichten. Gerade um die „Nationale Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt“ umzusetzen, müssten solche Werte einbezogen werden.

Studie „Analyse und Diskussion naturschutzfachlich bedeutsamer Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur“ des Öko-Instituts

Ansprechpartner am Öko-Institut:

Dr. Klaus Hennenberg
Senior Researcher im Institutsbereich Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Darmstadt
Telefon: +49 6151 8191-177
E-Mail: k.hennenberg@oeko.de