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Wohin mit dem radioaktiven Abfall in Dänemark

Diese Frage diskutierten gestern Vertreter aus Politik und Wissenschaft auf einer von der dänischen NGO NOAH (Friends of the Earth Denmark) organisierten Konferenz in Kopenhagen. Das Öko-Institut trug mit zwei Vorträgen zu den Diskussionen bei.

Diese Frage diskutierten gestern Vertreter aus Politik und Wissenschaft auf einer von der dänischen NGO NOAH (Friends of the Earth Denmark) organisierten Konferenz in Kopenhagen. Das Öko-Institut trug mit zwei Vorträgen zu den Diskussionen bei. Zum Bedauern der NGO hatten die in Dänemark für die Endlagerung verantwortlichen Stellen ihre Teilnahme an der Konferenz kurzfristig mit der Begründung abgesagt, dass nunmehr zunächst erwogen werde, ob eine langfristige Zwischenlagerung der Abfälle bevorzugt verfolgt werden könne.

Im Mittelpunkt der Diskussion stand jedoch das Endlagerkonzept, das die dänische Regierung seit einigen Jahren erarbeitet und das im Oktober 2014 einer Strategischen Umweltprüfung (SUP) unterzogen wurde. Es benennt mögliche Standorte für die Deponierung der radioaktiven Hinterlassenschaften, die zum größten Teil von den drei stillgelegten und in der Abrissphase befindlichen Forschungsreaktoren des Landes resultieren werden. Im Rahmen des Beteiligungsverfahrens bei der SUP haben sich auch zahlreiche deutsche Institutionen und Einzelpersonen mit Stellungnahmen an dem dänischen Vorhaben beteiligt.

Gerhard Schmidt, Senior Researcher am Öko-Institut, bemängelte in seinem Vortrag die in dem Endlagerkonzept vorgenommene Einstufung der Abfälle: „Das Konzept basiert darauf, dass wir es mit kurzlebigen Abfällen zu tun haben, die innerhalb eines Zeitraums von 300 Jahren unterhalb heute geltende Freigabekriterien zerfallen. Doch dies trifft nach unseren Analysen nur auf zwei dänische Abfallarten zu, die allermeisten der dänischen Abfälle sind von langlebiger Natur und brauchen für einen Zerfall unter die heutigen Freigabegrenzen 100.000 Jahre und länger“.

Aufbauend auf der Einstufung in kurzlebige Abfälle sieht die derzeitige dänische Planung eine oberflächennahe Deponierung in einer Tiefe von zwischen 0 (Endlager an der Oberfläche) und 100 Metern (Endlager in geringer Tiefe) vor. Entsprechend wurden auch bei der durchgeführten Suche nur solche Standorte in Aussicht genommen. Nach Ansicht des Öko-Instituts muss bei der Endlagerung dieser Abfälle jedoch deren dauerhafter Einschluss und ihr Abschluss gegenüber der Biosphäre über Zeiträume von mehr als einer Million Jahren die zentrale Rolle spielen. Dies ist mit der oberflächennahen Endlagerung jedoch nicht mit der notwendigen Zuverlässigkeit zu erreichen. Es wird empfohlen, alle dänischen radioaktiven Abfälle in einer einzigen geologischen Formation endzulagern, die die nötige zeitliche Zuverlässigkeit aufweist. Dazu sollte die Beschränkung auf das oberflächennahe Konzept aufgegeben und nach der bestgeeigneten geologischen Formation für diesen Zweck gesucht werden.

Beate Kallenbach Herbert, Leiterin des Bereichs Nukleartechnik & Anlagensicherheit am Öko-Institut, verglich in ihrem Vortrag das dänische Endlagerkonzept mit dem deutschen Ansatz. Sie verwies darauf, dass die zentrale Herausforderung bei der Endlagerung die Gewinnung von Vertrauen in der Öffentlichkeit und bei den Stakeholdern sei, dass das gewählte Konzept und die Auswahl von Wirtsgestein und Standorten fachlich korrekt und sicherheitsorientiert erfolge. Auch die beiden schwedischen Konferenzteilnehmer unterstrichen diese Aspekte. Das dänische Vorgehen weise in dieser Hinsicht noch sehr viele Verbesserungsmöglichkeiten auf.

Präsentationen:

Öko-Institut’s take on the Danish concept for a final repository for low- and intermediate level radioactive waste
Powerpoint-Präsentation von Gerhard Schmidt

Nuclear waste management in Germany compared to nuclear waste management in Denmark
Powerpoint-Präsentation von Beate Kallenbach-Herbert

Weitere Informationen des Öko-Instituts:

Working Paper “The Danish Inventory of radioactive waste and the required repository type”

<link forschung-beratung themen nukleartechnik-und-anlagensicherheit kernfrage-endlagerung>Weitere Informationen zum Thema Endlagerung auf der Schwerpunktseite des Öko-Instituts

Ansprechpartner/in am Öko-Institut:

Beate Kallenbach-Herbert
Bereichsleiterin
<link das-institut institutsbereiche nukleartechnik-anlagensicherheit>Nukleartechnik & Anlagensicherheit
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
Tel. +49 6151 8191-109
E-Mail: b.kallenbach@oeko.de

 

Gerhard Schmidt
Senior Researcher
<link das-institut institutsbereiche nukleartechnik-anlagensicherheit>Nukleartechnik & Anlagensicherheit
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
Tel. +49 6151 8191-107
E-Mail: g.schmidt@oeko.de