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Emissionshandel: Keine Benachteiligung für deutsche Industrie

Die deutsche Industrie profitiert auch in der 3. Handelsperiode des EU-Emissionshandels (2013-2020) von hohen Überzuteilungen mit Emissionsrechten.

Die deutsche Industrie profitiert auch in der 3. Handelsperiode des EU-Emissionshandels (2013-2020) von hohen Überzuteilungen mit Emissionsrechten. Hintergrund ist die große Menge angesammelter Emissionszertifikate aus der zweiten Handelsperiode, die nun übertragen werden dürfen. Lediglich für etwa fünf Prozent der zwischen 2013 und 2020 anfallenden Treibhausgasemissionen müssen die Unternehmen Verschmutzungsrechte zukaufen – eine Benachteiligung für die Industrie ist demnach nicht zuerkennen. Dies zeigt eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des WWF Deutschland.

„Insbesondere die Eisen- und Stahlindustrie profitiert von einem schwachen Emissionshandel“, so Hauke Hermann, Klimaschutzexperte am Öko-Institut, „ThyssenKrupp beispielsweise erhält sogar sechs Prozent mehr Emissionsrechte als sie bis 2020 benötigen. Bei ArcelorMittal beträgt die freie Zuteilung 102 Prozent der erwarteten Emissionen, bei Salzgitter 93 Prozent.“ Insgesamt zeigt die Analyse des Öko-Instituts, dass Industrieunternehmen in Deutschland kaum zusätzliche Ausgaben für Emissionszertifikate bis 2020 zu erwarten haben und einige Unternehmen vielmehr Zusatzerlöse durch den Verkauf frei zugeteilter Zertifikate realisieren können.

Fragwürdige CDM- und JI/Projekte

Neben der kostenlosen Zuteilung muss aber auch die Möglichkeit berücksichtigt werden, dass Unternehmen ihre Emissionen praktisch kostenlos durch ökologisch häufig fragwürdige Zertifikate aus CDM und JI abdecken können. Mit diesen Mechanismen werden Emissionen in Projekten im Ausland verringert. Für die Minderungen erhalten die Unternehmen Emissionszertifikate, die sie dann im Europäischen Emissionshandel für den Ausstoß der gleichen Menge an Emissionen einsetzen können. Berücksichtigt man die Nutzungsmöglichkeiten für CDM und JI, kann die energieintensive Industrie sogar Emissionsberechtigungen im Umfang von durchschnittlich fünf Prozent ihrer erwarteten Emissionen verkaufen. Dies trifft auch hier besonders auf die Unternehmen der Eisen- und Stahlindustrie, sowie zusätzlich auf Unternehmen der Zementherstellung zu.

Emissionshandel stärken für besseren Klimaschutz

„Die Studie zeigt, dass sich die deutsche Bundesregierung auf europäischer Ebene für eine Stärkung des Emissionshandels einsetzen kann, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu gefährden“, fasst Hauke Hermann zusammen. „Das Ziel, in der gesamten EU bis zum Jahr 2030 40 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgase einzusparen, verlangt weitere Maßnahmen, die den Emissionshandel langfristig wieder zu einem besseren Instrument für den Klimaschutz machen. Dazu braucht es jedoch strengere Vorgaben für die Reduktion der Treibhausgase sowie eine deutliche Verknappung der heute deutlich überschüssigen Emissionszertifikate.“ 

Studie „Analyse der kostenlosen Zuteilung – Analyse von ausgewählten Branchen und Unternehmen in Deutschland“ des Öko-Instituts

Ansprechpartner

<link das-institut team bereich hauke-hermann>Hauke Hermann
Senior Researcher
Bereich Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Tel.: +49 30 405085-362
E-Mail: h.hermann@oeko.de