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Kernenergie in Japan – Quo vadis?

Knapp zwei Jahre nach Fukushima diskutiert Japans Gesellschaft über die Zukunft der Kernenergie in ihrem Land. Zu einem Kongress in Tokio und Fukushima, der von einer großen Gruppe von NGOs organisiert wurde, waren viele internationale Experten eingeladen, darunter auch ein Mitarbeiter des Öko-Instituts.

Knapp zwei Jahre nach Fukushima diskutiert Japans Gesellschaft über die Zukunft der Kernenergie in ihrem Land. Zu einem Kongress in Tokio und Fukushima, der von einer großen Gruppe von NGOs organisiert wurde, waren viele internationale Experten eingeladen, darunter auch ein Mitarbeiter des Öko-Instituts.

Dr. Christoph Pistner vom Institutsbereich Nukleartechnik & Anlagensicherheit nahm an der Veranstaltung zur Reform der Atomaufsicht teil. Er referierte über die Entwicklung der Nuklearnutzung in Deutschland und deren Verankerung in gesetzliche, finanz- und verwaltungstechnische Strukturen sowie die Einbindung der Öffentlichkeit in den Aufsichtsprozess. Dabei machte Pistner klar, dass es auch bei einem optimalen Aufsichtssystem keine absolute Sicherheit der Kernkraftwerke geben wird. „Es ist wichtig, den höchstmöglichen Sicherheitsstatus für nukleartechnische Anlagen zu fordern. Gleichzeitig muss über das Restrisiko aufgeklärt werden. Nur so kann die Gesellschaft entscheiden, ob sie es tragen will oder nicht. Wird, wie in Deutschland, das Restrisiko als nicht mehr tragbar bewertet, bedeutet dies den Ausstieg aus der Kernenergie,“ sagt der Wissenschaftler.

Ist der Atomausstieg in Japan mehrheitsfähig?

Parallel zum Kongress „Nuclear Free Now“ fanden die ersten Wahlen nach der Katastrophe von Fukushima statt, bei der die pro-nukleare liberaldemokratische Partei LDP wieder an die Macht kam. Gleichzeitig zeigen jedoch Umfragen, dass eine deutliche Mehrheit der Japaner seit dem Unfall im Kernkraftwerk Fukushima der Kernenergie kritisch gegenüber steht. Daran zeigt sich, dass für Japans Bevölkerung der Atomausstieg nicht das wichtigste und wahlentscheidende Thema war.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die intensiven Diskussionen nicht so lange hinziehen werden wie in Deutschland. Dafür spricht, dass die Ausgangsbedingungen wie beispielsweise Katastrophenerfahrung, Möglichkeiten des Informationsaustausches oder Perspektiven durch Erneuerbare Energien heute ganz andere sind. Der Kongress war eine wichtige Etappe, bei dem sich die Öffentlichkeit zu verschiedenen Aspekten – von der Atomaufsicht bis zur Energiewende – informieren konnte.

Weitere Informationen

Vortrag „Nuclear Regulatory Systems“ von Dr. Christoph Pistner (in englischer Sprache)

Power Point Präsentation „Nuclear Regulatory Systems“ von Dr. Christoph Pistner (in englischer Sprache)

Website zum Kongress „Nuclear Free Now“ in Tokio und Fukushima vom 15.-16.12.2012 (in englischer Sprache)

Website www.streitpunkt-kernenergie.de des Öko-Instituts

„Kernenergie – Eine Technik für die Zukunft?“ - Publikation in der Reihe „Technik im Fokus“ des Springer-Verlags: Verlag Springer Viehweg, 16,95 Euro, ISBN 978-3-642-24328-8.

Ansprechpartner

Dr. Christoph Pistner
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institutsbereich Nukleartechnik & Anlagensicherheit
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
Tel. +49-6151/8191-190
<link>E-Mail Kontakt