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Strommärkte neu ordnen: Vorschlag für Kapazitätsmarktmodell

Das Öko-Institut legt ein Modell für einen „fokussierten Kapazitätsmarkt“ vor, der gleichermaßen für Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit im Strommarkt sorgen soll.

Das Öko-Institut legt ein Modell für einen "fokussierten Kapazitätsmarkt" vor, der gleichermaßen für Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit im Strommarkt sorgen soll. Im Auftrag des WWF Deutschland und in Zusammenarbeit mit der LBD Beratungsgesellschaft und der Anwaltssozietät Raue LLP haben Wissenschaftler des Instituts ein Modell für einen neuen Marktmechanismus entwickelt, das nicht nur die Erzeugung von Elektrizität honoriert sondern Einkommen auch für die Bereitstellung von Kraftwerkskapazitäten erzeugt.

Funktionsweise des fokussierten Kapazitätsmarkts

Die vorgeschlagene Ausgestaltungsvariante des "fokussierten Kapazitätsmarktes" besteht aus zwei verschiedenen Segmenten, für die an der Strombörse jeweils getrennte Auktionen durchgeführt werden. Im Marktsegment "Bestandskraftwerke" konkurrieren stilllegungsbedrohte Kraftwerke und steuerbare Lasten im Wettbewerb um Kapazitätszahlungen für ein oder vier Jahre. Im Marktsegment "Neubaukraftwerke" konkurrieren Kraftwerke, die hohen Flexibilitäts- und Umweltanforderungen genügen sowie neue Speicher um Kapazitätszahlungen über 15 Jahre. Die unterschiedlich lang laufenden Kapazitätszahlungen erhöhen die Planungssicherheit für Investoren und Betreiber, senken Risikozuschläge und reduzieren die Kosten.

"Der fokussierte Kapazitätsmarkt stellt einen pragmatischen und vorteilhaften Ansatz zur Lösung der aktuellen und absehbaren Herausforderungen im Bereich der Versorgungssicherheit dar", fasst Felix Chr. Matthes, Forschungskoordinator am Öko-Institut zusammen. "Er leistet einen maßgeblichen Beitrag zum Umbau des Energiesystems in Richtung erneuerbarer Energien, trägt dazu bei, den Wettbewerb im Strommarkt zu erhalten und begrenzt gleichzeitig die Kosten für die Verbraucher."

Warum braucht es neue Marktmechanismen?

Vor dem Hintergrund der Klimaziele und des damit verbundenen Ausbaus der erneuerbaren Energien sowie der Stilllegung sowohl nuklearer als auch fossiler Kraftwerke steht der Strommarkt in seiner heutigen Konstruktion vor großen Herausforderungen. Zwar behält er in seiner heutigen Ausgestaltung eine wichtige Rolle für die Optimierung des Kraftwerksbetriebes, kommt aber mit Blick auf die Finanzierung von Kraftwerkskapazitäten an seine Grenzen. Denn: Investitionen in flexible Neubaukraftwerke sind allein mit dem Blick auf die Preisentwicklungen auf den Strom-, Erdgas-, Steinkohle- und CO2-Märkten sowie mit einem zunehmenden Wettbewerbsdruck zunehmend nicht wirtschaftlich.

Kapazitätsmarkt in Deutschland ab 2015

Nach Ansicht der Wissenschaftler des Öko-Instituts könnte ein "fokussierter Kapazitätsmarkt" für Deutschland vergleichsweise zügig umgesetzt werden. Würden die gesetzlichen Regelungen im Laufe des Jahres 2014 umgesetzt und die entsprechenden gesetzlichen Regelwerke bis 2015 geschaffen, so könnten 2015/2016 die ersten Auktionen für Kraftwerkskapazitäten durchgeführt werden. Damit würden ab 2017 die ersten Bestandskraftwerke bzw. nachfrageseitigen Maßnahmen durch Kapazitätszahlungen honoriert und gesichert. Ab 2019/2020 könnten die ersten Neubaukraftwerke in Betrieb gehen und damit die letzten beiden Stufen des Ausstiegs aus der Kernenergie (2021/2022) absichern. Studie "Fokussierte Kapazitätsmärkte. Ein neues Marktdesign für den Übergang zu einem neuen Energiesystem" von Öko-Institut, LBD Beratungsgesellschaft und Raue LLP

Link zur Studie "Fokussierte Kapazitätsmärkte"

Ansprechpartner

Hauke Hermann
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institutsbereich Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Tel. +49-30/405085-380
<link>E-Mail Kontakt

Dr. Felix Chr. Matthes
Forschungs-Koordinator Energie- und Klimapolitik
Institutsbereich Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Tel. +49-30/405085-380
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