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„Landfill Mining – Option oder Fiktion?“

Welche Rolle das Landfill Mining – als Rückgewinnung wertvoller Ressourcen beispielsweise aus Deponien – für die Zukunft spielen kann, war Leitfrage eines Workshops des Öko-Instituts.

Welche Rolle das Landfill Mining – als Rückgewinnung wertvoller Ressourcen beispielsweise aus Deponien – für die Zukunft spielen kann, war Leitfrage eines Workshops des Öko-Instituts. Konkret versteht man unter dem jungen Themenfeld „Landfill Mining“ den Rückbau von Deponien und Ablagerungen. Ziel ist es, Sekundärrohstoffe  wie Metalle, Energieträger usw. zurückzugewinnen. „Landfill Mining“ ist ein Teilgebiet des „Urban Mining“, welches die Stadt als großes Rohstoffvorkommen begreift.

Politik, Wirtschaft und Wissenschaft an einem Tisch

Im Workshop am 12. Februar 2012 in Berlin diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts mit ausgewählten Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft mögliche Optionen des Konzepts als Beitrag zur Ressourceneffizienz sowie Aufgaben von Politik, Wirtschaft und Forschung in den kommenden Jahren. Es nahmen unter anderem teil Reinhard Bütikofer, Stellv. Vorsitzender der Fraktion Grüne / EFA im EU-Parlament und Berichterstatter für die Europäische Rohstoffstrategie im EU-Parlament sowie Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen.

Einblicke in die Veranstaltungsbeiträge

Reinhard Bütikofer erläuterte den Teilnehmern in seiner Key-note die wesentlichen Vorstöße der EU-Kommission und des EU-Parlaments zur europäischen Rohstoffpolitik in den letzten Jahren. Er betonte, dass dieser Bereich inzwischen als wichtiger Teil einer Technologie- und Rohstoffpolitik verstanden wird.

Johannes Remmel unterstrich in seiner Key-note das Spektakuläre des Landfill-Mining-Konzepts, insbesondere da die benötigte Technik für den Rückbau vielfach bereits vorhanden ist. Es müsse nun um eine von der Gesellschaft getragenen Leitentscheidung „Ressourcenschutz“ gekämpft werden, ähnlich der Entscheidung für die Energiewende.

Professor Daniel Goldmann von der TU Clausthal zeigte in seiner Präsentation, dass die möglichen Erträge durch Landfill Mining in einzelnen Ländern sehr unterschiedlich ausfallen können. So sei es in den USA als hochindustrialisiertes Land mit geringem Flächendruck und geringen Verwertungsquoten beim Recycling eine deutlich interessantere Strategie als bspw. in Japan, wo Rohstoffe deutlich häufiger verwertet würden. Zur Präsentation von Prof. Goldmann.

Weitere Präsentationen der Workshop-Teilnehmer

Landfill Mining – Option oder Fiktion?
Dr. Georg Mehlhart, Dr. Veronika Ustohalova, Öko-Institut

Stand der Forschung – Landfill Mining.
Prof. Dr. Stefan Gäth, Universität Gießen

Landfill Mining – Rohstoffpotenziale in Deponien.
Dr. Matthias Franke, ATZ Entwicklungszentrum Sulzbach-Rosenberg

Wesentliche, gemeinsame Erkenntnisse des Workshops

  1. Zukünftige Deponien müssen als Zwischenlager mit unterteilten Segmenten für unterschiedliche Abfälle konzipiert und gebaut werden. Nur so kann eine spätere Rückholbarkeit der Materialien bei Verknappungen, wie zum Beispiel Phosphat aus Klärschlamm, gewährleistet werden.
  2. In den nächsten Jahren müsse das „Landfill Mining“ insbesondere für werthaltige Ablagerungen von Industrieabfällen sowie bei dringenden Sanierungsfällen mit Gefahrenabwehr eingesetzt werden.
  3. Die heute geltenden hohen Umwelt- und Schutzstandards bei Deponien in Deutschland dürfen nicht durch Aktivitäten des Deponierückbaus zum Zwecke der Wiedergewinnung von Sekundärrohstoffen gefährdet werden. Hier sind intelligente Entwicklung und Lösungen gefragt.
  4. Sekundärrohstoffe aus Abfällen wie Elektronikschrott, Altfahrzeuge etc. sowie aus Gebäuden und Infrastruktur (zum Beispiel aus brachliegenden Materiallagern) müssen forciert erschlossen werden. Hier sind die Verluste aus den unterschiedlichsten Gründen noch unvertretbar hoch.

Die Veranstaltung wurde moderiert von Dr. Rainer Grießhammer, Mitglied der Geschäftsführung des Öko-Instituts, und ist wichtiger Baustein im Projekt „Landfill Mining“ des Instituts, das mit den Mittel der Stiftung Zukunftserbe gefördert wird. Ein ausführlicher Projektbericht erscheint im Frühjahr 2012.

 
Weitere Informationen

Tagesordnung des Workshops „Landfill Mining“ des Öko-Instituts

Endbericht "Landfill Mining - Option oder Fiktion?"

Kontakt

Dr. Matthias Buchert
Leiter des Institutsbereichs Infrastruktur & Unternehmen
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
E-Mail: m.buchert@oeko.de

Dr. Georg Mehlhart
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institutsbereich Infrastruktur & Unternehmen
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
E-Mail: g.melhart@oeko.de

Dr. Veronika Ustohalova
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich Nukleartechnik & Anlagensicherheit
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
E-Mail: v.ustohalova@oeko.de