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Information des Öko-Instituts zur „Kaltabschaltung“ in Fukushima

Nach Einschätzung des Öko-Instituts ist die Verwendung des Begriffs „Kaltabschaltung“ im Zusammenhang mit dem zerstörten Reaktor in Fukushima irreführend.

Nach Einschätzung des Öko-Instituts ist die Verwendung des Begriffs „Kaltabschaltung“ im Zusammenhang mit dem zerstörten Reaktor in Fukushima irreführend. Unter Kaltabschaltung versteht man, dass der Reaktor nach dem Abschalten (d. h. der Beendigung der nuklearen Kettenreaktion) planmäßig heruntergekühlt und drucklos ist. Auch dieser Zustand erfordert allerdings weiterhin eine Kühlung der Brennstäbe und den Betrieb einer (aktiven) Nachkühlkette – jetzt jedoch mit größeren Karenzzeiten (d.h. größeren Zeiträumen, bevor bei einem Ausfall der Kühlung mit einer Überhitzung und Freisetzungen in die Umgebung zu rechnen ist). 

„Kaltabschaltung“ ist der üblichen Terminologie zum Reaktorbetrieb entnommen und setzt voraus, dass ein intaktes Kühlsystem sowie ein intakter, geschlossener Kühlkreis –Reaktordruckbehälter, Rohrleitungen etc.  – vorhanden sind und die zum Abfahren vorgesehenen  Maßnahmen regulär durchgeführt werden. Das ist in Fukushima aufgrund des Umfangs der Zerstörungen nicht der Fall. Unter großen Schwierigkeiten ist es gelungen mit provisorischen Maßnahmen, Kühlwasser in den Bereich des Reaktors einzuleiten und von dort wieder zu entnehmen.

Das Statement aus Japan kann politisch motiviert sein. Technisch gesehen kann es so interpretiert werden , dass nun ein Zustand erreicht ist, bei dem die Wärme aus dem Reaktor gleichmäßig und bei vergleichsweise niedrigen  Temperaturen abgeführt werden kann.  Dies ist ein wichtiger Teilschritt auf dem Weg einer Wiederherstellung eines sicheren Zustands, bedeutet aber keinesfalls, dass ein Kühlkreislauf in üblicher Qualität vorhanden und ein „normaler“ Betrieb erreicht sind und keine Gefahren mehr von der Anlage ausgehen.

Zustand des Reaktorkerns weiterhin unbekannt

Der Zustand des Reaktorkerns und im Inneren des Containments generell ist weiterhin weitgehend unbekannt, so dass die davon ausgehenden Gefahren noch nicht abschließend beurteilt werden können.  Es ist auch fraglich, inwieweit der jetzt erreichte Betriebszustand längerfristig funktionssicher ist. Dies gilt  insbesondere für den Fall neuer Belastungen, z. B. bei Erdbeben o. ä., die zusätzliche Schäden an den bereits vorgeschädigten Strukturen und Systemen verursachen können. 

Nach wie vor sind Reaktordruckbehälter, Containment und Gebäudestrukturen - ggf. auch Fundamente – in großem Umfang zerstört und damit undicht. Es kann weiterhin zu Leckagen bzw. Freisetzungen kommen; allerdings wird die Abgabe durch Dampfbildung aus dem Kühlwasser bei den jetzt niedrigeren Temperaturen reduziert sein.

Zusätzlich zu der im Reaktorkern enthalten Aktivität sind auf dem Gelände große Mengen von kontaminiertem Kühlwasser vorhanden, ebenso sind Strukturen  und Systeme stark kontaminiert und stellen ein Gefahrenpotenzial dar. Angesichts  dieses weiterhin bestehenden Gefahrenpotentials, des Umfangs der Zerstörung und den beschrieben Unsicherheiten ist es nicht angemessen von einem „kontrollierten“ Zustand im herkömmlichen Sinne zu sprechen.

Ansprechpartner

<link und>Dr. Christoph Pistner
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
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<link und>Stephan Kurth
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
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<link und>Beate Kallenbach-Herbert
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
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