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Elsässische Deponie vor der Stilllegung

In Wittelsheim (Elsass) muss die Untertagedeponie Stocamine wegen der Gefahr langfristig eindringenden Wassers stillgelegt werden.

In Wittelsheim (Elsass) muss die Untertagedeponie Stocamine wegen der Gefahr langfristig eindringenden Wassers stillgelegt werden.

Der Betrieb war bereits nach vier Jahren aufgrund eines Brandes unter Tage im Jahr 2002 eingestellt worden. Seitdem lagern dort in etwa 550 m Tiefe rund 44.000 t gefährliche Abfälle. Für etwa die Hälfte davon käme auch in Deutschland derzeit nur die unterirdische Deponierung in Frage. Die Abfälle sollten, in Salzgestein eingeschlossen, langfristig von der Biosphäre ferngehalten werden. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass im Lauf der nächsten Jahrhunderte die Hohlräume der Deponie, wie das gesamte darüber liegende elsässische Kalirevier, durch eindringendes Wasser geflutet werden.

Öko-Institut im Lenkungsausschuss COPIL vertreten
Die Stadt Wittelsheim hat in diesem Zusammenhang Stefan Alt, Geologe am Öko-Institut, in einen mit französischen, schweizer und deutschen Experten besetzten Lenkungsausschuss (COPIL) berufen, der in den letzten 9 Monaten über die Schließungsoptionen, Abfallrückholung und externe Entsorgung oder Verfüllung und unvermeidliche Flutung der Deponie beraten hat. Der Abschlussbericht des COPIL ist über die Seite der französischen Umweltbehörde DREAL Alsace abrufbar. (in französischer Sprache)

Minimalkonsens über erforderliche Sanierungsmaßnahmen
„Die Mitglieder des COPIL haben sich in ihrer Empfehlung auf einen Minimalkonsens verständigt. Grundlage ist die Einschätzung, dass eine Flutung der Deponie mittel- bis langfristig zu einer Schadstoffbelastung des oberflächennahen Grundwassers führen kann, und dass deshalb Gegenmaßnahmen erforderlich sind. Obwohl die unterirdischen Hohlräume bereits heute, nur 13 Jahre nach Beginn der Abfalleinlagerung, in einem viel schlechteren Zustand sind als ursprünglich vorausgesagt, wäre eine Rückholung der Abfälle möglich, wenn auch mit immensem Aufwand verbunden. Hohe technische Ansprüche stellen dabei die instabilen Hohlräume, die gesichert werden müssen, die Bergung der Abfälle aus den Deponiestollen und der Schutz der Arbeitnehmer vor einem Kontakt mit den Schadstoffen, die aus den teilweise bereits beschädigten Abfallgebinden austreten könnten. Der COPIL empfiehlt, zum Schutz des Grundwassers die giftigsten Abfälle aus der ehemaligen Deponie zu bergen, bevor eine weitgehende Verfüllung und Abdichtung der unterirdischen Hohlräume in Erwägung gezogen werden kann. Welche Abfälle das insgesamt sind, ist noch nicht völlig klar. Nach derzeitigem Informationsstand gehören in jedem Fall etwa 7.000 t quecksilberhaltige Abfälle dazu.“ erklärt Stefan Alt.

Rückholung möglichst vieler Abfälle nicht durchsetzbar
„Zwar geht die Empfehlung des COPIL deutlich über die ursprünglichen Vorstellungen des Betreibers hinaus, dennoch kann dieser Minimalkonsens nicht hundertprozentig zufriedenstellen: Um die giftigsten Abfälle zu bergen, muss unter Tage der größte Teil der Abfallbehälter aus den Deponiestollen geborgen, sortiert, provisorisch umverpackt und unter Tage umgelagert werden, um an die rück zu holenden Abfälle heranzukommen. Mit der Bergung unter Tage ist aber der technisch schwierigste Teil bereits erledigt, das Hochholen an die Erdoberfläche und die weitere Abfallbehandlung bis hin zur Entsorgung ist zwar aufwendig, aber Stand der Technik, und daher letzten Endes nur eine Geldfrage. Insofern hätte ich es begrüßt, wenn der COPIL sich auf eine weiter gehende Empfehlung zur Rückholung möglichst vieler der Abfälle hätte verständigen können. Hierüber gab es am Ende leider keinen Konsens.“ führt Stefan Alt weiter aus.

Plan B unverzichtbar
„Natürlich ist auch bei einer Rückholung aller Abfälle aus der Deponie ein Scheitern nicht ausgeschlossen. Unvorbereitet in eine solche Situation zu geraten, könnte hier schlimme Folgen haben. Ein „Plan B“, der die bestmögliche Versiegelung der Abfälle unter Tage vorsieht, ist daher unverzichtbar. Stocamine würde in diesem Fall aber für immer eine überwachungsbedürftige Altlast bleiben. Außerdem müsste man sich darauf vorbereiten, dass zu einem unbekannten zukünftigen Zeitpunkt Schadstoffe ins Grundwasser gelangen werden. Die Konsequenzen wären dann Nutzungseinschränkungen für das Grundwasser und/oder langwierige Maßnahmen zur Grundwassersanierung.“

Ansprechpartner:
Stefan Alt
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Nukleartechnik & Anlagensicherheit
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
Tel. +49-6151-8191-142
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