Naturschutz und soziale Ziele integrieren
Die hier vorliegende, im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz (BfN) entstandene Studie widmet sich der Breite sozialer Aspekte von Naturschutz – und wie sich diese (noch) besser in die Naturschutzpolitik integrieren lassen: von Gesundheit und Ernährung über Einkommen und Zugang zu wichtigen Grundgütern bis hin zu politischen Beteiligungsmöglichkeiten. Der Fokus liegt dabei auf sozialen Aspekten und Naturschutz(politik) innerhalb Deutschlands.
Nach einer thematischen Einführung (Kap. 1) werden zunächst die Ergebnisse einer Analyse zahlreicher Praxisbeispiele bei der Verbindung von Naturschutz und sozialen Aspekten in unterschiedlichen Handlungsfeldern präsentiert (Kap. 0). Ein Fokus liegt dabei auf der Identifikation von Erfolgsfaktoren und Hemmnissen, u.a. bezüglich Problemstruktur, Rahmenbedingungen, vorhandenen Ressourcen, Kompetenzen und Zuständigkeiten von Akteuren, sowie die Beteiligung von und der Austausch mit Stakeholdern und Bürger*innen.
Anschließend werden die Ergebnisse aus vier durchgeführten Stakeholder-Workshops präsentiert, die der Stärkung von Synergien zwischen Naturschutz- und sozialen Zielen sowie entsprechenden Kooperationsmöglichkeiten verschiedener Akteure in ausgewählten Handlungsfeldern dienten: Naturschutz in Supermarkt und Kantine; Synergien von Naturschutz und Gesundheit; soziale Aspekte bei der Renaturierung siedlungsnaher Flächen; sowie naturverträglicher Tourismus für Menschen mit hohem Hilfebedarf (Kap. 3).
Der restliche Teil der Studie widmet sich sozialen Aspekte von Naturschutzpolitik. Dabei werden zunächst die verschiedenen sozialen Wirkungen der wichtigsten bestehenden naturschutzpolitischen Instrumente in Deutschland gescreent (Kap. 4.1). Dabei zeigt sich, dass es sich in der Mehrzahl der Interaktionen um positive Wirkungen handelt. Bei den ordnungsrechtlichen Instrumenten kann es kurz- bis mittelfristig allerdings auch zu negativen oder ambivalenten Wirkungen kommen, zumindest lokal und/oder bei bestimmten Akteuren.
In einem weiteren Schritt wird die explizite Berücksichtigung sozialer Aspekte in ausgewählten naturschutzpolitischen Regierungsdokumenten ausgewertet, konkret der Nationalen Biodiversitätsstrategie 2030, dem Masterplan Stadtnatur, dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz, dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt, dem Förderprogramm „chance.natur“ sowie der EU-Wiederherstellungsverordnung (Kap. 4.2). Insgesamt deutet die Auswertung darauf hin, dass soziale Aspekte bisher vereinzelt, aber nicht systematisch integriert wurden.
Und schließlich wird eine Reihe von Empfehlungen für eine verbesserte Integration sozialer Aspekte in die Naturschutzpolitik formuliert (Kap. 4.3). Ein Fokus liegt dabei auf organisatorischen und prozessualen Möglichkeiten, wie eine systematische soziale Folgenabschätzung naturschutzpolitischer Maßnahmen, eine verstärkte ressort- und behördenübergreifende Zusammenarbeit sowie die bessere Einbeziehung sozialer Stakeholder. Es werden aber auch inhaltliche Politikempfehlungen formuliert, v.a. für eine bessere Unterstützung naturschutzfreundlicher Praktiken in Land- und Forstwirtschaft sowie für die stärkere Integration sozialer Aspekte in die Förderprogramme des Naturschutzes.
Im abschließenden Fazit wird argumentiert, dass eine solche „soziale Naturschutzpolitik“ das Potenzial hat, die gesellschaftliche Unterstützung für den Naturschutz zu sichern bzw. zu steigern und dadurch letztlich auch dem Naturschutz selbst und seinen Zielen zugute zu kommen.