Ambitionierte Pfade zur Klimaneutralität in Deutschland sind möglich
Wege in eine treibhausgasfreie Zukunft
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Zwei neue Szenarien zeigen, wie Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral werden kann. Die vom Öko-Institut und dem Fraunhofer ISI im Auftrag des Umweltbundesamts entwickelten Modellierungen berücksichtigen alle Sektoren einschließlich Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF).
Zwei Strategien – gleiche Ziele, unterschiedliche Wege
Beide Szenarien – CARESupreme und CARETech – verfolgen das gleiche Ambitionsniveau, um die Klimaziele zu erreichen, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte:
- CARESupreme baut auf Effizienz und Suffizienz: Wirtschaft und Gesellschaft handeln ressourcenschonend, Energieverbrauch und Konsum sinken. Ab 2035 wird ein gesamtwirtschaftliches Nullwachstum unterstellt.
- CARETech erreicht die Klimaziele mit einem stärker technologischen Ansatz. Da hier weniger Effizienz- und Suffizienzmaßnahmen umgesetzt werden, ist ein höherer Energiebedarf nötig – etwa für Strom aus erneuerbaren Quellen und Wasserstofftechnologien.
Treibhausgasneutralität möglich – die Frage ist, wie
Im Szenario CARESupreme wird Treibhausgasneutralität neben den genannten Maßnahmen durch natürliche Kohlenstoffsenken wie Wälder und Böden sowie technische Verfahren wie BECCS (englisch: Bioenergy with Carbon Capture and Storage, Biomasse-Energie mit CO₂-Abscheidung und Speicherung) und WACCS (engl.: Waste Carbon Capture and Storage, CO₂-Abscheidung in Abfallverbrennungsanlagen) erreicht.
Der Einsatz von CCS (engl.: Carbon Capture and Storage, CO₂-Abscheidung und geologische Speicherung) an fossilen Industrieanlagen ist dabei nicht notwendig. Dadurch werden neue Abhängigkeiten von fossilen Infrastrukturen vermieden und der Übergang zu einer treibhausgasneutralen Wirtschaft erleichtert.
Im Szenario CARETech wird Treibhausgasneutralität mit einem deutlich höheren Einsatz technischer Senken erreicht. CCS, also die Abscheidung und Speicherung von CO2, kommt zusätzlich zu natürlichen CO2-Speichern in der Industrie zum Einsatz. Darüber hinaus ist zusätzlich die Abscheidung von CO2 aus der Luft notwendig (DACCS). Zudem müssen die erneuerbaren Energien stärker ausgebaut werden und es ist deutlich mehr Wasserstoff vonnöten als bislang eingeplant. Insgesamt liegen die Bruttoemissionen hier rund 20 Millionen Tonnen über jenen von CARESupreme.
Ob durch Verhaltensänderungen oder neue Technologien – beide Wege können Deutschland bis 2045 ans Ziel führen. Doch mit dem Einsatz zusätzlicher Technologien wird der Weg zum Klimaschutz deutlich aufwändiger und teurer – das müssen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.
Die Ergebnisse stellen einen Teil-Abschluss im Forschungsprojekt „Transformation zu einem vollständig treibhausgasneutralen Deutschland (CARE)“ dar.