Urangewinnung - Risiken für Mensch und Umwelt

Der Bergbau gehört zu den umweltzerstörendsten industriellen Tätigkeiten überhaupt: Riesige Abbaugebiete und Abraumhalden verschandeln während und nach der Förderung ganze Landschaften. Mit Chemikalien und Salzen vermischte Erzreste müssen in Deponien mit vielen Millionen Tonnen Umfang abgelagert werden. Häufig gelangen schwermetall-, chemikalien- und salzbeladene Sickerwässer ins Grundwasser und machen großräumig jede Trinkwassergewinnung über lange Zeiten unmöglich. Bei auch heute noch entstehenden Dammbrüchen wälzen sich gelegentlich Millionen Kubikmeter Erzschlamm talwärts und verwandeln Bäche und Flüsse über lange Jahre in giftige und unbrauchbare Abwasserkanäle.

Urangewinnung und Abfallbehandlung

Beim Uranabbau entstehen zusätzliche Belastungen, die die genannten Probleme verschärfen: Radon und radioaktiv belasteter Staub verursachen Strahlenbelastungen in der Umgebung. Durch einen häufig extrem niedrigen Urangehalt (etwa 0,03 Prozent Urananteil im Erz) entstehen immense Mengen an Bergbaurückständen, die sogenannten Tailings.

Das Uran, Grundlage für die Herstellung des Kernbrennstoffs, wurde bis Anfang der 1990er Jahre in Deutschland und wird heute noch weltweit abgebaut. Aus den Erfahrungen mit der Sanierung der ehemaligen Uranabbaugebiete in Ostdeutschland wissen wir heute, dass eine Aufhäufung von vielen Millionen Tonnen Tailingsmaterial ohne ein vernünftiges Abfallkonzept ebenso viele Millionen nachträglicher Kosten für das Aufräumen nach sich zieht.

Insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern verursachen der Abbau und die Aufbereitung des Erzes noch heute Umweltschäden immensen Ausmaßes. Der Grund sind häufig unzureichende Projektplanungen, bei denen Umweltfaktoren keine oder eine deutlich untergeordnete Rolle spielen. Die Liste der Umweltprobleme und Gesundheitsrisiken dabei ist lang: radioaktive Belastung von Grundwasser und Umgebungsluft, die ganze Gebiete dauerhaft unbetretbar machen. Radioaktiv belastetes Erdreich, Schlämme oder andere Materialien, die häufig in Deponien und Abraumhalden nicht ausreichend eingeschlossen sind, und kontaminierte Teile von Anlagen zur Aufbereitung des uranhaltigen Gesteins, die dauerhaft sicher endgelagert werden.

Expertise des Öko-Instituts
 
Das Öko-Institut arbeitet bereits seit vielen Jahren zu den Risiken des Uranbergbaus. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in zahlreichen Gutachten die Nachnutzungskonzepte von sanierten Geländen vor allem der Wismut GmbH in Deutschland analysiert und Vorschläge zur Verbesserung der dauerhaft sicheren Lagerung und Abdeckung der Rückstände aus dem Uranbergbau vorgelegt. Darüber hinaus bewerten die Expertinnen und Experten in zahlreichen Gutachten Probleme von Uranförderprojekten weltweit und unterstützen mit Analysen, die einen qualifizierten Umgang mit den entstehenden Abfällen fordern.

BUGA 2007: Bewertung der Strahlenbelastung auf ehemaligem Uran-Abbaugelände

Von April bis Oktober 2007 richteten die Städte Gera und Ronneburg in Thüringen die Bundesgartenschau (BUGA) aus. Die Ausstellung fand zu einem großen Teil auf renaturierten Gebieten des ehemaligen Uranabbaugebiets der Wismut GmbH statt. Und obwohl die Halden mit uranhaltigem Material abgetragen und mit einer meterhohen Erdschicht abgedeckt worden waren, hatten einige Besucherinnen und Besucher Befürchtungen und Fragen, ob in den ehemaligen Kernzonen des Uranbergbaus der ehemaligen DDR noch erhöhte Strahlenbelastungen auftreten könnten.

Deshalb beauftragte die Wismut GmbH das Öko-Institut, zu untersuchen, ob und inwieweit ein Besuch der BUGA mit Belastungen durch radioaktive Strahlung verbunden sei und ob besondere Vorsichtsmaßnahmen insbesondere für Kinder oder Schwangere zu treffen seien.

Die Analyse des Öko-Instituts kam abschließend zu dem Ergebnis, dass die in Deutschland geltenden Grenzwerte für radioaktive Belastung selbst bei einem Daueraufenthalt auf dem BUGA-Gelände eingehalten werden. Für Besucherinnen und Besucher der BUGA, die sich nur kurz, also lediglich ein paar Stunden innerhalb eines Tages, aufhielten, wurde der Grenzwert sogar um ein Vielfaches unterschritten.

„Nachnutzung“ von Tailingsdeponien

Ist eine Hinterlassenschaft mit hohen Standards und ebensolchem Aufwand saniert, stellt sich nicht nur bei der BUGA in Ronneburg sich die Frage, ob und wie die sanierten Bergbaubereiche nachgenutzt werden können. Ob dies zu Strahlenbelastungen führen kann und welche Arten von Nachnutzungen für solche sorgfältig hergestellten und geschützten Deponien verträglich sind. Diese Frage stellt sich im Grunde für alle derzeit noch in Sanierung befindlichen Deponien in Thüringen und Sachsen.

Das Öko-Institut hat in mehreren Gutachten zu diesen Fragen gearbeitet und kommt zu dem Schluss, dass alle Nachnutzungen gewährleisten müssen, dass die Schutzschichten über den radioaktiven Abfallablagerungen erhalten bleiben oder den langfristigen Erhalt dieser Schichten sogar begünstigen. Nur dann ist weder heute noch künftig mit nennenswerten Strahlenbelastungen zu rechnen. Alle Nutzungen, die tief in diese Schutzschichten eingreifen oder diese direkt oder auf Umwegen schwächen, sind auch langfristig nicht möglich. Und: Bereits im Sanierungskonzept ist es sinnvoll, den Blick auf die nachfolgenden Nutzungen zu richten, um Extraaufwand für die später erforderliche Verzahnung einzusparen.

Sorgfalt im Planungsprozess

Das Öko-Institut plädiert bei bestehenden Uranförderprojekten für mehr Sorgfalt bei den Erzgewinnungs- und Ablagerungsprozessen. Wer die negativen Folgen für Umwelt und Menschen minimieren und sich Pluspunkte für die Nachhaltigkeitsbewertung erarbeiten will, muss bereits frühzeitig in der Projektplanung sämtliche Prozessstufen umweltverträglich planen – und schließlich umsetzen. Bereits im Genehmigungsantrag müssen Informationen zu den dringendsten Fragestellungen – Minderung der Strahlenbelastung für die Arbeiter, Umgang mit radioaktiv belastetem Staub in der Umgebung sowie mit Tailings und Sickerwässern, Stilllegung und Rückbau der Anlage – beantwortet werden. Nur so können die hohen Kosten für eine nachträgliche Sanierung, die in Milliardenhöhe gehen können, minimiert werden. Dies gilt insbesondere für die Länder, in denen heute häufig der kurzfristige wirtschaftliche Erfolg der Uranförderung vor den Interessen an Sicherheit der Bevölkerung, Umweltschutz und einer nachhaltigen Ressourcennutzung steht.