Radioaktive Abfälle und Strahlenschutz

Jeder Mensch ist täglich einer natürlichen Strahlenbelastung ausgesetzt. In Deutschland beträgt die effektive Dosis dieser Strahlung durchschnittlich 2,1 Millisievert jährlich. Darüber hinaus wird Strahlung gezielt genutzt – etwa in der Medizin oder in Forschung und Technik. Die Strahlenschutzverordnung legt daher Grenzwerte für die Bevölkerung sowie für Personen, die beruflich strahlenexponiert sind, fest. Damit diese Grenzwerte eingehalten werden, sind besondere Schutzmechanismen erforderlich.

Unterschiedliche Abfallarten, unterschiedliche Gefährdung

Manche Abfallströme eines Kernkraftwerks stellen eine hohe Gefährdung dar und erfordern eine sichere Entsorgung. Dazu gehören die hochradioaktiven Brennelemente, aber auch verschiedene weitere Abfälle, die im Betrieb oder beim Rückbau anfallen. Sie müssen so lange zwischengelagert werden bis ein Endlager errichtet ist. Darüber hinaus fallen in Reaktoren auch Abfälle an, die entweder nie radioaktiv kontaminiert wurden oder dekontaminiert und konventionell entsorgt werden können. Bevor solche Abfälle deponiert werden, durchlaufen sie einen so genannten Freigabe-Prozess. Auch für diesen gelten Grenzwerte: Kein Mensch soll durch freigegebene Abfälle einer höheren Strahlenbelastung als zehn Mikrosievert pro Jahr ausgesetzt sein – dabei wird auch die Nahrungskette berücksichtigt.

Endlagerung in tiefen geologischen Formationen

Die Zeiträume, über die hingegen hochradioaktive Abfälle gefährlich sind, entziehen sich der menschlichen Vorstellungskraft; keine Anlage und kein Gebäude könnte diese ausreichend lange sicher einschließen. Notwendig ist daher eine Endlagerung in tiefen geologischen Formationen – sie wurden 2016 auch im Abschlussbericht der Endlagerkommission als Ziel der Standortsuche benannt. Seit September 2017 wird in Deutschland nach einem Endlagerstandort gesucht.

Sorgfältig arbeiten und planen

Durch den Sprecher der Geschäftsführung, Michael Sailer, war das Öko-Institut unmittelbar an der Entwicklung eines Prozesses für die Organisation der Standortsuche sowie die Formulierung von Anforderungen an ein zukünftiges Endlager und ein transparentes Auswahlverfahren beteiligt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts arbeiten zu zahlreichen Facetten von radioaktiven Abfällen und Strahlenschutz – so in Hinsicht auf die Freigabe von Rückbauabfällen oder die Nachnutzung von Deponien, auf denen Bauschutt aus dem Rückbau lagert, aber auch mit Blick auf die Zwischenlagerung, die noch einige Jahrzehnte erforderlich sein wird.