
Klimafreundlich unterwegs mit Bus und Bahn – auch in Zukunft?
Bereits heute beläuft sich der Anteil des Verkehrs an den nationalen Treibhausgasemissionen auf 20 Prozent. Und der Trend ist eindeutig: Das Verkehrsaufkommen wird auch in Zukunft weiter wachsen und die Ansprüche an die Verkehrsmittel obendrein. Eine Entwicklung, die einer eindeutigen Reduktion der nationalen und globalen Treibhausgasemissionen entgegensteht. Aus diesem Grund müssen ehrgeizige Maßnahmen ergriffen werden, die ein hohes Maß an Mobilität ermöglichen und gleichzeitig dem Erreichen der Klimaschutzziele nicht entgegenstehen.
Sowohl die Bundesregierung als auch die EU haben die besondere Herausforderung einer umwelt- und klimaverträglichen Gestaltung des Verkehrs erkannt: In ihrem Weißbuch Verkehr setzt sich die Europäische Kommission das Ziel, bis 2020 die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union gegenüber dem Jahr 2008 um 20 Prozent zu senken. Die Bundesregierung hat sich im Rahmen des Energiekonzepts das Ziel gesetzt, den Energieverbrauch des Verkehrs bis 2020 um 10 Prozent gegenüber 2005 zu verringern. Denn: Für die Energiewende ist auch das Handlungsfeld Mobilität ein wichtiger Pfeiler der Gesamtstrategie zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Gewährleistung einer Energieversorgung durch überwiegend erneuerbare Energien bis 2050.
Für den Nahverkehr ist der ÖPNV, also der Linienverkehr mit Bussen, Straßen- und U-Bahnen eine wesentliche Stütze und kann einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten. Denn nach wie vor ist das Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel nur halb so klimaschädlich wie die Fahrt mit dem PKW.
Langfristig schwindet der Klimavorteil
Der Slogan „Klimafreundlich unterwegs mit Bus und Bahn“ gilt also nach wie vor. Eine aktuelle Studie des Öko-Instituts belegt, dass eine Person, die statt des Autos den Bus, die Straßen- oder die U-Bahn nutzt, nur rund halb so viele Treibhausgase verursacht.
In Sachen Klimafreundlichkeit wird der ÖPNV in mittelfristiger Zukunft dem PKW um Längen voraus sein – trotz immer effizienterer Motoren und dem Vormarsch der Elektromobilität. Dennoch ist allein ein gutes Abschneiden im Vergleich zum PKW kein ambitioniertes Ziel. Denn, dies zeigen Berechnungen aus einer aktuellen Studie des Öko-Instituts, Hamburg-Consult und TU-Berlin: Der Klimavorteil des ÖPNV gegenüber dem PKW wird schrumpfen. Linienbusse drohen, ihn bis 2050 zu verlieren. Die Studie „Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie und Steigerung der Energieeffizienz im öffentlichen Personennahverkehr“, die im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung erstellt wurde, führt Handlungsmöglichkeiten auf, wie der ÖPNV auch in Zukunft dem PKW in Sachen Treibhausgasausstoß Paroli bieten und der steigenden Energiekosten Herr werden kann.
Energieeffizienz als Antwort auf steigende Energiekosten
Die Analyse zeigt, dass ehrgeizige Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz die spezifischen Treibhausgasemissionen der ÖPNV-Fahrzeuge relevant senken würden. Bei Bussen lägen die Einsparungen bei einem Viertel.
Ein weiterer relevanter Vorteil von effizienten Technologien sind die Kosteneinsparungen für Energie. Laut Studie müssten ÖPNV-Unternehmen im Zeitraum 2012 bis 2030 dann eine halbe Milliarde Euro weniger dafür ausgeben. Ein wichtiger Punkt, da Verkehrsunternehmen schon jetzt und in Zukunft noch verstärkt mit steigenden Kosten in diesem Bereich kämpfen müssen: Höhere Energiepreise und darüber hinaus energieintensive Kundenansprüche wie Klimaanlagen oder Board-Entertainment werden im Jahr 2030 vermutlich zu Mehrkosten für Energie von 1,3 Milliarden Euro im Vergleich zu 2008 führen. Doch dazu müssten enorme Summen für Investitionen in die Hand genommen werden.
Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts hoffen darauf, dass sich ÖPNV-Unternehmen verstärkt in die Pflicht nehmen und einen Beitrag dazu leisten, den Anteil erneuerbarer Energien an der Energieversorgung in Deutschland zu erhöhen und den Energieverbrauch insgesamt zu senken. Dazu ist es notwendig, dass Politik, Aufgabenträger und Unternehmen noch stärker gemeinsam daran arbeiten, die Treibhausgasemissionen im ÖPNV zu reduzieren. An Ideen mangelt es dabei nicht: Die Politik könnte ÖPNV Unternehmen finanziell unter die Arme greifen, um so Investitionen in effiziente Technologien zu ermöglichen. Aufgabenträger sollten bei Ausschreibungen nicht nur den Preis eines Angebots, sondern stärker Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen.
Und die ÖPNV-Unternehmen selbst sollten ihr Angebot kundenorientierter gestalten. Dazu zählen unter anderem gut abgestimmte Fahrpläne und ein bequemes Handling beim Fahrkartenkauf. Insbesondere sollten die Entscheidungsträger im ÖPNV schon heute die richtigen Maßnahmen für eine grüne Zukunft von Bussen, U-Bahnen und Straßenbahnen ergreifen. Vor dem Hintergrund, dass ein heute gekauftes Schienenfahrzeug in der Regel auch noch in 30 Jahren unterwegs sein wird, haben heute getätigte Investitionen langfristig gesehen sowohl ökonomisch, als auch ökologisch positive Auswirkungen.