
Mehr Klimaschutz im Luftverkehr
Den klimaschädlichen Emissionen im internationalen Luftverkehr sind bisher keine Grenzen gesetzt. Weltweit steigen sie deutlich um vier bis fünf Prozent pro Jahr. Bis heute fehlen wirkungsvolle Mechanismen, sie einzudämmen. Dabei ist allgemein anerkannt, dass die derzeit erfassten Treibhausgasemissionen nur einen Teil des Treibhauseffektes des Luftverkehrs ausmachen, die Wirkung von Stickoxiden und Wasserdampf in der Atmosphäre sind nur noch nicht abschließend quantifiziert. Der internationale Luftverkehr – wie auch der Seeverkehr – wurde bei der Verabschiedung des Kyoto-Potokolls ausgeschlossen, da er keinem Staat zugeordnet werden konnte.
Um die Treibhausgasemissionen aus dem Luftverkehr dennoch zu begrenzen, hat die EU bereits 2008 eine Integration des Luftverkehrs in das europäische Emissionshandelssystem (EU ETS) ab 2012 beschlossen und umgesetzt. Doch der Widerstand zahlreicher Entwicklungs- und Industrieländer gegen diesen Schritt ist groß, mehrere Staaten haben in der so genannten Moskauer Erklärung mitgeteilt, Maßnahmen gegen die Regelungen der EU zu ergreifen. Der Erfassungsbereich des EU ETS wurde schließlich bis 2016 auf Flüge innerhalb der am EU ETS teilnehmenden Staaten reduziert.
Seit 2012 gibt es die sogenannte HGCC, die High-Level Group on International Aviation and Climate Change. Sie wurde von der ICAO (International Civil Aviation Organization) eingerichtet und soll die Umsetzung von marktbasierten Instrumenten vorantreiben. Drei Vorschläge für einen marktbasierten Mechanismus werden nun weiterentwickelt. Konkrete Maßnahmen – darunter auch Effizienzstandards – will die ICAO bis 2016 beschließen.
Entwicklung eines globalen Offset-Systems
Für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) haben die Expertinnen und Experten des Öko-Instituts in diesem Zusammenhang die Grundzüge eines weltweiten Offset-Systems entworfen. Dabei werden nicht Emissionsrechte gehandelt, sondern es werden Emissionen über dem Reduktionsziel durch Emissionsreduktionszertifikate (Offsets) ausgeglichen. Das heißt, es gibt keine Obergrenze für die Menge an ausgestoßenem CO2 und die Rechte dafür werden nicht gehandelt, ver- und gekauft. Vielmehr müssen Fluggesellschaften Emissionen mit Kompensationsmaßnahmen, die aus anderen Sektoren stammen, ausgleichen. Das Aviation Carbon Offset Scheme (ACOS) ist weltweit anwendbar, berücksichtigt die spezifische Situation und jeweiligen Möglichkeiten einzelner Staaten und gibt direkte Anreize zur Emissionsreduktion im Flugverkehr.
Der ACOS-Vorschlag sieht vor, dass die Flugbetreiber, als diejenigen, die die volle Kontrolle über die Emissionsmengen haben, die Offsets kaufen sollen. Die gesamte jährliche Offset-Menge wird durch eine übergeordnete Organisation festgelegt. Alle Flugrouten sollen in das System von Beginn an einbezogen werden, jedoch mit einer Differenzierung in der Höhe der zu erwerbenden Offsets, in Abhängigkeit von spezifischen Länderindikatoren. So wird ein Flug von einem Industrieland zu einem anderen Industrieland stärker belastet als ein gleichlanger Flug zwischen zwei Entwicklungsländern.
Die ökologische Integrität des Systems wird durch die hohe Qualität der Offset-Zertifikate gesichert. So sollen Flugbetreiber nur solche Zertifikate anrechnen lassen können, die ab 2020 auf den Markt kommen und hohen Anforderungen entsprechen. Mit einem solchen Offset System soll ab 2020 ein CO2-neutrales Wachstum im Luftverkehr erreicht werden.
Ein globales markwirtschaftliches System trotz Widerständen
Hält man sich die Steigerung der Treibhausgasemissionen von vier bis fünf Prozent pro Jahr vor Augen, wird deutlich, dass Reduktionsmaßnahmen im Sektor Luftverkehr unbedingt erforderlich sind. Effizienzsteigerungen und der Einsatz von Biokraftstoff sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ein gemeinsamer Klimaschutzfahrplan im Flugverkehr ist ein ehrgeiziges Ziel, der Widerstand ist groß: So hatten Luftfahrtgesellschaften der USA die Frage der Zulässigkeit der Integration des Luftverkehrs in das EU-ETS vor den Europäischen Gerichtshof gebracht, aber dieser hatte die Richtlinie als rechtlich zulässig bestätigt.
Trotz aller Schwierigkeiten fordern die Expertinnen und Experten des Öko-Instituts ein Instrument, das die globalen Flugverkehrsemissionen adressiert. Ein Offset System würde Flugbetreiber stärker für die Reduktion von Treibhausgasemissionen sensibilisieren und Klimaschutzprojekte fördern, ist jedoch nach Ansicht des Öko-Instituts nur ein erster Schritt, der langfristig gesehen weiter entwickelt werden sollte.
„Analyse des Öko-Instituts zur Verfügbarkeit von Verschmutzungszertifikaten im Rahmen eines globalen Marktmechanismus für den Luftverkehr“
„Luftverkehr und Klimaschutz - Herausforderungen und Instrumente“ - Powerpoint Präsentation von Sabine Gores beim Symposium Luftverkehr der Zukunft am 27./28. August 2014