Kann der Verkehr zum Klimaschutz beitragen?

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels sind deutliche Minderungen der Treibhausgasemissionen in naher Zukunft zwingend erforderlich. Im Verkehrssektor stellt dies eine besondere Herausforderung dar, da insgesamt ein Anstieg des Verkehrsaufkommens zu erwarten ist.

Das Projekt „Renewbility“

Wie können wir in Deutschland in Zukunft Mobilität für alle gewährleisten und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen deutlich mindern? Diese Frage wurde im Rahmen des Projektes „Renewbility“ gestellt, das vom Bundesumweltministerium gefördert und im Juni 2009 abgeschlossen wurde.

Das Kernteam bildeten das Öko-Institut (Projektleitung) und das Institut für Verkehrsforschung des DLR. Weitere wissenschaftliche Partner (IFEU, DBFZ, TU Dresden) haben das Projekt unterstützt.

Bilanz der Treibhausgasemissionen

Bei „Renewbility“ wurde das Konzept der Stoffstromanalyse genutzt, um ökologische Effekte unterschiedlicher Szenarien zur Mobilität abzubilden. Dabei werden die Treibhausgasemissionen entlang des Lebensweges eines Fahrzeuges und seines Kraftstoffes von der Nutzung über die Produktion bis hin zur Ressourcenentnahme zurückverfolgt und berechnet.

Dieses Vorgehen stellt sicher, dass die Emissionen sowohl auf der Nachfrage- (d. h. der Bedarf an Mobilität) als auch auf der Angebotsseite (Bereitstellungs- und Produktionsprozesse von Fahrzeugen, Strom und Kraftstoffen) erfasst werden.

Über einen partizipativen Prozess war eine Gruppe aus Vertretern der Automobil-, Bahn-, Energie- und Logistikbranche sowie Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden maßgeblich in die Modell- und Szenarienentwicklung einbezogen. Diese Stakeholder haben im Projektverlauf Handlungsoptionen für den Klimaschutz im Verkehrssektor identifiziert und in ein Nachhaltigkeitsszenario („Klimaschutz im Verkehr“) für Deutschland integriert.

Nachhaltige Mobilität bis 2030

Das Projekt „Renewbility – Nachhaltige Mobilität im Kontext erneuerbarer Energien bis 2030“ hatte zum Ziel, ein in mehrfacher Hinsicht integratives Analyseinstrumentarium zu entwickeln. Es sollte Maßnahmen und Wirkungen einer zukünftigen, nachhaltigen Verkehrspolitik abbilden und Potenziale zur Minderung von Treibhausgasen quantifizieren.

Wesentliche Neuerungen des integrativen Modellierungsansatzes waren die gekoppelte, dynamische Betrachtung von Mobilitätsangebot und -nachfrage. Ferner wurden in „Renewbility“ dezidiert die Wechselwirkungen zwischen Verkehrs- und Energiesektor im Hinblick auf die Förderung erneuerbarer Energien berücksichtigt. Nicht zuletzt hat das Öko-Institut eine enge Kooperation mit den relevanten gesellschaftlichen Akteuren bei der Modell- und Szenarioentwicklung realisiert.

Betrachtet wurden der innerdeutsche Straßen-, Schienen-, Binnenschiff- und Luftverkehr. Im Gegensatz zur Klimaberichterstattung wurden bei der Emissionsbilanzierung im Rahmen von „Renewbility“ nicht nur die direkten Treibhausgasemissionen der Verkehrs- und Energieträger berücksichtigt, sondern auch Emissionen, die bei der Herstellung der Kraftstoffe im In- und Ausland und bei der Fahrzeugproduktion entstehen.

Die wesentlichen Ziele des Vorhabens waren:

  • die Entwicklung eines integrierten Modells zur Abbildung von Instrumenten und Maßnahmen für eine nachhaltige Mobilität im Bereich des Personen- und Güterverkehrs unter Berücksichtigung von Wechselwirkungen mit dem Energiesektor;
  • die frühzeitige Einbindung wesentlicher gesellschaftlicher Akteure bei der Modellentwicklung und -erprobung;
  • die Entwicklung eines konsistenten Klimaschutzszenarios für den Verkehrssektor bis 2030 unter Beteiligung von Stakeholdern.

Stakeholder-Szenario „Klimaschutz im Verkehr“

Die Maßnahmen des Stakeholder-Szenarios “Klimaschutz im Verkehr” reichen vom Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und der Elektromobilität, über eine Weiterentwicklung der CO2-Grenzwerte für Pkw auf 80 g/km im Jahr 2030 bis hin zu einer Erhöhung von LKW-Maut und Kraftstoffpreisen. Bis 2030 könnten damit die CO2-Emissionen von 226 Millionen Tonnen auf 174 Millionen Tonnen gesenkt werden. Und das obwohl die Verkehrsleistung ähnlich steigt wie im Basisszenario.

Die in diesem Szenario aufgezeigten Potenziale für den Klimaschutz und der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien im Verkehrssektor sind mit ambitionierten verkehrspolitischen Annahmen verbunden. Sie zeigen aber auch deutliche Minderungsoptionen für diesen Sektor.

Für einen besseren Schutz des Klimas sollte jedoch auch die Frage gestellt werden, ob weitere  bzw. weitergehende Maßnahmen zusätzlich notwendig sind, um das Ziel der Bundesregierung, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken, zu erreichen.

Mit dem im Rahmen des Projektes „Renewbility“ entwickelten Analyseinstrument können nun entsprechende Maßnahmen ausgelotet und gegebenenfalls weitere Minderungspotenziale aufgezeigt werden.

Weitere Informationen

www.renewbility.de