Aquakultur – Fisch aus nachhaltiger Zucht

Fisch ist lecker und gesund – mehr als eine Million Tonnen des proteinreichen Lebensmittels konsumieren die Deutschen jedes Jahr. Besonders beliebt sind Lachs, Alaska-Seelachs und Hering aus mariner Fischerei. Doch Meere und Küsten weltweit leiden unter Überfischung. Zudem legen viele Fische, Meeresfrüchte und andere Fischprodukte eine weite Reise zurück, bis sie auf deutschen Tellern landen. Nachhaltig ist das oft nicht.

Eine nachhaltige Alternative kann die Fischzucht in Aquakultur sein, insbesondere, wenn sie möglichst umweltfreundlich betrieben wird. Bislang stammen nur etwa zwei Prozent des in Deutschland verspeisten Fischs aus heimischer Aquakultur. Und auch diese bietet noch Potenzial für mehr Nachhaltigkeit. Welche Faktoren gilt es also zu beachten, damit die Aufzucht von Fischen regional, ökologisch und qualitativ hochwertig erfolgt?

Verbraucherinnen und Verbraucher sensibilisieren

Auch Karpfen, Forelle und andere heimische Arten sind schmackhaft – und ihr ökologischer Fußabdruck ist oft deutlich kleiner als der von Garnelen aus Thailand oder Lachs aus Norwegen. Zahlreiche Umweltverbände und Verbraucherorganisationen weisen regelmäßig darauf hin, geben Einkaufsratgeber heraus und machen vor allem auf die Problematik der weltweiten Überfischung aufmerksam.

Beim Bestreben, das Augenmerk der Konsumentinnen und Konsumenten auf die ökologischen Aquakultur-Alternativen zu lenken, gibt es jedoch noch Optimierungspotenzial. 20.000 Tonnen Fisch jährlich liefert die heimische Fischzucht bereits heute. Im Gegensatz zu anderen Bereichen der Landwirtschaft besteht hier durchaus ein ökologisch vertretbares Wachstumspotenzial, vor allem wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Heimische Teichwirtschaft pflegen

Binnenfischerei und Fischwirtschaft haben in Deutschland eine lange Tradition. Man denke nur an den klassischen Karpfenteich oder die Forellenzucht in Durchflussanlagen. Gerade die extensive Teichwirtschaft leistet positive Beiträge zu Landschaftspflege, Naturschutz und Biodiversität, denn neben den gezüchteten Fischen findet eine Vielzahl von Pflanzen und Wassertieren dort ihren Lebensraum.

Die traditionelle Aquakultur steht einerseits im Wettbewerb mit Billigkonkurrenz aus Asien und Afrika, die Fisch oft unter ökologisch und sozial fragwürdigen Umständen produziert. Andererseits leidet die Branche unter einem Fachkräftemangel – eine Folge dieser Entwicklung ist, dass die Zahl der Aquakulturbetriebe in Deutschland seit einigen Jahren zurückgeht, auch wenn die von ihnen produzierte Fischmenge konstant bleibt. Diesen Trend gilt es, zu verlangsamen oder ganz zu stoppen und idealerweise umzukehren.

Nachhaltige Aquakultur ausbauen

Für eine nachhaltige Aquakultur sind mehrere Faktoren relevant. Der kritischste Punkt ist die Fischernährung, denn in den Futtermitteln sind häufig Fischmehl und Fischöl aus Wildfang enthalten. Für eine nachhaltige Aquakultur wären dagegen Futtermittel notwendig, bei denen diese Bestandteile, soweit als möglich, durch den Einsatz von Mikroalgen, Ölsaaten und Insektenprotein ersetzt werden.

Unverdautes Futter und Verdauungsprodukte können, insbesondere bei Durchflussanlagen, zu einem bedenklichen Eintrag von Nährstoffen in die Gewässer (Eutrophierung) führen. Eine mögliche Lösung für dieses Problem könnten Kreislaufanlagen sein, in denen die Fische in weitgehend geschlossenen Systemen gehalten werden. Zudem punkten Kreislaufanlagen mit einem erheblich geringeren Wasserverbrauch. Negativ schlägt dagegen der höhere Energieverbrauch zu Buche. Hier kann der Einsatz von lokal erzeugter Energie aus regenerativen Quellen die Ökobilanz verbessern.

Studie „Politik für eine Nachhaltige Aquakultur 2050. Empfehlungen aus der Zielperspektive“

In einem eigenfinanzierten Projekt untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts, wie nachhaltige Aquakultur in Deutschland im Jahr 2050 konkret aussehen soll. Sie analysierten die für den gewünschten Zielzustand notwendigen Rahmenbedingungen und konkreten Entwicklungspfade und gaben Handlungsempfehlungen für die Politik.

Die Kernaussagen des Projekts sind, dass einerseits die traditionelle Aquakultur gepflegt, andererseits nachhaltige Kreislaufanlagen ausgebaut werden sollten. Dabei ist unbedingt auf Wasser- und Energieverbrauch sowie ökologisch nachhaltige Futtermittel zu achten. Generell sollte der Fischkonsum in Deutschland von aktuell etwa vierzehn auf rund zehn Kilogramm pro Kopf und Jahr sinken. Selbst dann wird der Bedarf jedoch nicht aus heimischer Produktion zu decken sein.

Um die ökologische Nachhaltigkeit der Aquakultur in Deutschland besser bewerten zu können, hat das Öko-Institut zudem das Simulationsmodell „AMOUNT“ (Aquakultur Monitoring Umwelt und Nachhaltigkeit) entwickelt. Dieses errechnet auf Basis statistischer Daten den aktuellen Ressourcenverbrauch der deutschen Aquakulturproduktion. Zudem ist es AMOUNT möglich, ausgehend vom Status quo künftige Entwicklungen des Sektors, die Fischproduktion in verschiedenen Teilsektoren und den damit zukünftig verbundenen Ressourcenverbrauch abzuschätzen.

Studie „Politik für eine Nachhaltige Aquakultur 2050“ und Modell „AMOUNT“ (Aquakultur Monitoring Umwelt und Nachhaltigkeit) des Öko-Instituts

Projekt: Förderinitiative „Nachhaltige Aquakultur“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Im Rahmen der Förderinitiative Nachhaltige Aquakultur beauftragte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt das Öko-Institut, zehn geförderte Forschungs- und Entwicklungsvorhaben einer prozessbegleitenden Nachhaltigkeitsbewertung zu unterziehen. Wichtigstes Bewertungsinstrument war dabei die bewährte Methode der Ökobilanzierung. Zudem analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der umfassenden Nachhaltigkeitsbewertung ökonomische und soziale Aspekte.

Auch diese Studie kommt zu dem Schluss, dass es aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten grundsätzlich darauf ankommen wird, die Energie und Ressourcenproduktivität von Aquakulturen deutlich zu steigern, Futtermittelquellen jenseits von Fischmehl und -öl aus Wildfischerei zu erschließen und den Schadstoffeintrag in Gewässer zu minimieren.

Alle betrachteten Forschungs- und Entwicklungsprojekte boten sinnvolle Ansätze für eine nachhaltigere Gestaltung der Aquakultur. Die Studie gibt konkrete Empfehlungen für eine

möglichst nachhaltige und tierschutzgerechte zukünftige Entwicklung der Aquakultur und stellt weitere mögliche Forschungsansätze dar.

Synopse der Erkenntnisse zur Förderinitiative „Nachhaltige Aquakultur“ des Öko-Instituts im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt