Konsum und Unternehmen

Wir überfordern unseren Planeten permanent: Wie die Menschen vor allem in den Industrieländern heute wirtschaften und konsumieren, bringt die Erde an ihre Grenzen und darüber hinaus. In vier Feldern – Biodiversität, Klimawandel, Stickstoffkreislauf und Landnutzung – sind die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde schon heute deutlich überschritten. Alleine in Deutschland sind die Umweltbelastungen und der Ressourcenverbrauch pro Kopf, die mit unserem Konsum verbunden sind, so hoch, dass sie sich nie im globalen Maßstab übertragen ließen.

Nachhaltiger Konsum – Lebensstile überdenken

Es gibt vielversprechende Ansätze zu nachhaltigerem Konsum – etwa der zunehmende Verzehr von biologisch erzeugten oder veganen Lebensmitteln oder die Nutzung von Carsharing anstelle des eigenen Pkw. Doch in der Mehrheit zeigt sich in Deutschland nach wie vor ein ressourcenintensiver Lebensstil: Die Wohnfläche pro Kopf ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen, ebenso die durchschnittliche Leistung der Pkw oder die Anzahl der Flugreisen. Der Stromverbrauch der Haushalte ist kaum gesunken und der Fleischverbrauch war hierzulande 2011 sogar mehr als doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt. Ein Umdenken und nachhaltigeres Handeln von Konsumentinnen und Konsumenten ist daher dringend erforderlich, um dem Überflusskonsum entgegenzuwirken.

Nachhaltiges Wirtschaften – Unternehmen in der Pflicht

Mit Blick auf Unternehmen zeigt sich ein ähnliches Bild: Es gibt jene, die Nachhaltigkeit zur Basis ihrer Unternehmensführung machen und in ihrem Wirtschaften sowie bei der Produktentwicklung einen hohen Wert auf Umwelt- und Sozialstandards legen. Mit Blick auf die globalen Wertschöpfungsketten besteht jedoch weiterhin großer Handlungsbedarf: Wir müssen den hohen Ressourceneinsatz und die damit verbundene Belastungen von Menschen und Umwelt in den Abbauländern verringern sowie unzureichende Arbeitsbedingungen in produzierenden Staaten verbessern.

Nachhaltig handeln – Informationen, Tipps und Beratung

Das Öko-Institut unterstützt seit vielen Jahren Konsumentinnen und Konsumenten sowie Unternehmen beim nachhaltigeren Handeln – so durch konkrete Informationen und Handlungstipps sowie Beratung für ein umfassendes Nachhaltigkeitsmanagement und Begleitung von Produkt- und Technologieentwicklungen. Gleichzeitig entwerfen und begleiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Politikkonzepte, um die Rahmenbedingungen für ein nachhaltigeres Konsumieren und Wirtschaften zu stärken.

Kompetenzen

Akteursanalysen

Die Akteursanalyse identifiziert und kategorisiert systematisch die für ein Thema oder eine Fragestellung relevanten Akteure. Sie dient zur Identifikation von potenziellen Kooperationspartnern und einzubeziehenden Expertinnen und Experten, aber auch zur Einschätzung der Handlungsspielräume und Handlungslogiken bei gesellschaftlichen Transformationsprozessen.

Fokusgruppen

Die Bildung von Fokusgruppen ist eine Methode zur Erhebung von Gedanken und Emotionen, die Personen mit einem Thema verbinden – zum Beispiel bei einer neuen Produktentwicklung oder Vorschlägen zu gesellschaftlichen Änderungsprozessen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Gedanken in einem sozialen Austauschprozess. Zu diesem Zweck diskutiert eine Gruppe von acht bis zehn Personen, die ausgewählte Perspektiven repräsentieren, in einem moderierten und methodisch geleiteten Prozess.

Formative Szenarioanalyse (FSA)

Die FSA ist eine strukturierte Methode, die Vorstellungen über mögliche Zukunftszustände erstellt und deren Kohärenz abschätzt. Sie sammelt zunächst Einflussfaktoren für eine Zielentwicklung (beispielsweise Entwicklung des Konsums bis 2050), schätzt und bewertet deren mögliche Zukunftszustände und prüft die Konsistenz der Kombinationen. Durchführbar ist die formative Szenarioanalyse zum Beispiel im Rahmen von so genannten Zukunfts-Workshops mit Expert*innen oder Stakeholdern.

Lebenszykluskostenrechnung

Die Lebenszykluskostenrechnung (Life Cycle Costing, LCC) ermittelt die relevanten Kosten, die durch ein Produkt oder eine Dienstleistung entlang ihres gesamten Lebenszyklus‘ entstehen. Im Rahmen der Produktentwicklung oder als Unterstützung bei öffentlichen und privaten Konsumentscheidungen findet die Methode häufig Anwendung, dabei wird sie oft mit der Analyse ökologischer und/oder sozialer Aspekte kombiniert.

Ökobilanz (Life Cycle Assessment, LCA)

Die Ökobilanz ist eine quantitative Methode zur systematischen Analyse und ökologischen Bewertung von Produkten, Technologien und Dienstleistungen. Sie analysiert deren potenzielle, relevante Umweltauswirkungen entlang ihres gesamten Lebenswegs. Die Methode dient beispielsweise zu einer nachhaltigeren Produktentwicklung oder als Entscheidungshilfe für öffentliche und private Konsumentscheidungen. Häufig kombiniert sie die Analyse ökonomischer und sozialer Aspekte.

Beispiel zur nachhaltigen Produktentwicklung mit Hilfe der Ökobilanz

Ökobilanz - Kritische Prüfung (Critical Review)

Das Öko-Institut agiert auch als Gutachter zur systematischen Prüfung von Ökobilanzen. Hierbei prüfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begleitend oder nach Abschluss einer Ökobilanz, ob diese methodisch und bezogen auf die erhobenen Daten sowie die Berichterstattung korrekt durchgeführt wurde. Die Prüfung muss sich methodisch an bestimmten Normen und Richtlinien orientieren.

Product Carbon Footprint (PCF)

Der Product Carbon Footprint (CO2-Fußabdruck) bezeichnet die Bilanz der Treibhausgasemissionen entlang des gesamten Lebenszyklus‘ eines Produkts in einer definierten Anwendung und bezogen auf eine definierte Nutzeinheit. Als Normen oder Richtlinien zur Durchführung dienen der GHG Protocol Product Standard, die ISO/TS 14067 sowie das Memorandum Product Carbon Footprint.

Weiterführende Informationen: Memorandum Product Carbon Footprint

Product Environmental Footprint (PEF)

Der Product Environmental Footprint (Umweltfußabdruck) geht auf eine Initiative der Europäischen Kommission zurück und basiert auf dem Ansatz der Ökobilanz. Sein Ziel ist es, die beanspruchte Umweltleistung für Produkte mit gleicher Funktion direkt miteinander vergleichbar zu machen. Zentrales Element ist die Definition von so genannten Product Environmental Footprint Category Rules (PEFCRs). Diese schreiben die Regeln für Bilanzierung, Interpretation und zum Teil Kommunikation der Umweltauswirkungen der Produkte einer Produktkategorie fest. Das Öko-Institut berät Unternehmen und Behörden in der Anwendung und Weiterentwicklung des PEF, begleitet die Entwicklung von PEFCRs in unterschiedlichen Branchen und berät die Politik bei der zukünftigen Nutzung des PEF in verschiedenen produktpolitischen Instrumenten, wie zum Beispiel bei der Entwicklung von Ökodesign-Anforderungen oder Umweltzeichenkriterien.

PROSA (Product Sustainability Assessment)

PROSA (Product Sustainability Assessment) ist eine Methode zur strategischen Analyse und Bewertung von Produktportfolios, Produkten und Dienstleistungen. Bewertet werden ökologische, soziale und ökonomische Aspekte entlang der Produktlinie. Ziel ist es, System-Innovationen und Handlungsoptionen in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung zu definieren.

Weitere Informationen zur Methode PROSA

Qualitative Interviews

Qualitative Interviews sind eine Methode zur Erhebung von Gedanken, Emotionen, Wissensbeständen und selbst berichteten Handlungsweisen von Personen. Dabei geht es besonders um die individuelle Sichtweise, auch bei sensiblen Themen. Für umweltbezogene Fragestellungen am geeignetsten ist das problemzentrierte Interview mit Hilfe eines Leitfadens. Es gibt jedoch auch andere Formen, wie das narrative (erzählende) Interview. Eine Sonderform ist das Expertinnen- oder Experten-Interview, das die Ermittlung von Praxiswissen und Spezialwissen in den Mittelpunkt stellt.

Quantitative Befragungen und Umfragen

Die Umfrage, meist online oder am Telefon, ist eine quantitative Methode, um herauszufinden, wie bestimmte Auffassungen in einer Gruppe zahlenmäßig verteilt sind und wie sie mit anderen Merkmalen (beispielsweise soziodemographischen Merkmalen, Einstellungen zu anderen Themen oder Wissen) zusammenhängen. Sie können (müssen aber nicht) als repräsentative Umfrage für die Gesamtbevölkerung oder eine bestimmte Zielgruppe durchgeführt werden.

Social life cycle assessment (s-LCA)

Das Social life cycle assessment (s-LCA) erfasst und bewertet soziale Aspekte sowie die positiven und negativen Auswirkungen von Produkten über ihren gesamten Lebensweg. Die s-LCA Methodik folgt dem Vorgehen der Ökobilanznorm und ergänzt die Lebenszyklusanalyse (LCA) sowie die Lebenszykluskosten (LCC) als Bewertungsinstrumente für Nachhaltigkeit. Sie nutzt generische und standortspezifische sowie quantitative, semi-quantitative und qualitative Daten für die Bewertung von Sozialindikatoren. Das Öko-Institut hat an der Entwicklung des UNEP/SETAC Leitfadens maßgeblich mitgewirkt und wendet die s-LCA in Projekten zu Produkt- oder Prozessbewertungen an.

Richtlinien für das Social life cycle assessment

Szenario-Technik

Szenarien analysieren mögliche Entwicklungen der Zukunft und stellen sie zusammenhängend dar. Sie beschreiben alternative zukünftige Situationen sowie Wege, die zu diesen zukünftigen Situationen führen. Szenarien stellen hypothetische Folgen von Ereignissen auf, um auf kausale Prozesse und Entscheidungsmomente aufmerksam zu machen.