Leeres Nest – neuer Start? Wege zur Wohnraumsuffizienz im Alter

Seit Jahrzehnten steigt Wohnfläche in Deutschland an – insgesamt und pro Person. Jedoch führt „jeder bewohnte Quadratmeter Fläche in Gebäuden ... zu höherem Energieverbrauch, denn die Fläche wird beleuchtet, beheizt, mit Bodenbelag versehen und möbliert, muss gereinigt und instandgehalten werden.“ [1]

Ein Grund ist der demographische Wandel. Ältere Menschen verbleiben nach dem Auszug der Kinder in großen Wohnungen oder Einfamilienhäusern. Die Häuser sind häufig in schlechtem baulichem und energetischem Zustand und nicht barrierefrei. Zugleich fehlt es in den Ballungsgebieten an Wohnraum. Die übliche Lösung heißt Neubau – mit entsprechendem Energie-, Ressourcen- und Flächenbedarf.

Nicht wenige ältere Eigenheimbesitzer*innen können sich vorstellen, flächensparender zu wohnen. Sie könnten beispielsweise das Haus teilen und einen Teil vermieten oder in eine kleinere Wohnung bzw. ein Gemeinschaftswohnprojekt umziehen und das Eigenheim verkaufen.

Auf diesem Weg gibt es allerdings zahlreiche Hindernisse. Für Umbauten mangelt es oft an geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten. Wer an Umzug denkt, wünscht sich meist, in der gleichen Wohngegend zu bleiben. In diesen Gebieten wiederum fehlt in der Regel bezahlbarer, geeigneter Alternativwohnraum. Es ist auch nicht einfach, solchen Alternativwohnraum neu zu errichten. Denn Neubau kann es meist preislich nicht mit einem abbezahlten Haus aufnehmen, und Bebauungspläne verhindern die Errichtung von Mehrfamilienhäusern in EFH-Gebieten.

Kommunen, Bauträger und Projektentwickler könnten hier aktiv werden und zeigen zunehmend Interesse. Besonders häufig fragen sie nach anschaulichen „guten Beispielen“, die sich zur Nachahmung eignen. Da es aber bisher kaum Politikinstrumente oder gezielte Kampagnen und Strategien zur sparsamen Wohnraumnutzung gibt, sind solche Beispiele noch Mangelware.

Das Projekt hat daher folgende Bausteine:

1) Probleme und Potenziale analysieren: Wir bereiten Statistiken und Szenarien auf, um zu zeigen, wie sich der Wohnraumbedarf im demographischen Wandel quantitativ entwickeln kann und welche Chancen in der sparsamen Wohnraumnutzung liegen. Die Ergebnisse verschriftlichen wir auf verständliche und ansprechende Weise und stellen sie Praxisakteuren zur Verfügung.

2) „Gutes Beispiel“ schaffen: Wir wollen ein „gutes Beispiel“ schaffen, wie Wohnraum sparsam und an die Lebensphasen angepasst genutzt werden kann. Dafür wollen wir ältere Eigentümer*innen in Deutschlands größtem zusammenhängenden Einfamilienhausgebiet im „Speckgürtel“ von Berlin für alternative Wohnformen sensibilisieren und dazu handlungsorientiert beraten. Dazu kooperieren wir mit dem Verein „Lieber Zusammen“, der zur Zeit ein Gemeinschaftswohnprojekt entwickelt und konkreten Alternativwohnraum anbietet.

3) „Gutes Beispiel“ für die Kommunikation aufbereiten: Das Beispiel wollen wir in anschaulicher Weise für Kommunen, Bauträger und Multiplikatoren aufbereiten und breit kommunizieren.


[1]: www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/wohnflaeche