Klimaschutzszenario 2050
In diesem von 2011 bis 2021 laufenden Vorhaben wurden Szenarien mit verschiedenen klimapolitischen Ambitionsniveaus für den Zeithorizont bis 2050 erstellt und analysiert. Zentrale Fragestellungen waren dabei, welches Zielniveau bei Fortschreibung der aktuellen Energie- und Klimapolitik erreicht werden könnte, welche Maßnahmen und Strategien notwendig sein werden, um die Klimaziele zu erreichen, welche Kosten/Nutzen-Relationen sich für Verbraucher und die Volkswirtschaft ergeben werden und welche Verteilungseffekte entstehen können. Angesichts des sehr dynamischen energiewirtschaftlichen und politischen Umfeldes wurden die Szenarien in drei Modellierungsrunden erarbeitet.
Das Projekt wurde unter der Leitung des Öko-Instituts durchgeführt. Beteiligt waren darüber hinaus das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, IREES, und Dr. Hans-Joachim Ziesing.
1. Modellierungsrunde
In der ersten Modellierungsrunde wurden drei Szenarien gerechnet, die die Erreichung der Energie- und Klimaschutzziele des Energiekonzepts der Bundesregierung von 2010 untersuchen [1]:
- Das Aktuelle-Maßnahmen-Szenario (2012), kurz AMS (2012), stellt das Referenzszenario dar und beschreibt die Entwicklung der Energieverbräuche und Treibhausgasmissionen mit dem Stand der politischen Maßnahmen aus Oktober 2012.
- Das Klimaschutzszenario 80, kurz KS 80, verfolgt das Ziel, die Emissionen bis zum Jahr 2050 um 80 % gegenüber dem Jahr 1990 zu reduzieren. Dies entsprechend dem Minimalziel des Energiekonzept der Bundesregierung.
- Das Klimaschutzszenario 90, kurz KS 90, hat ein Emissionsreduktionsziel von 90 % bis zum Jahr 2050 gegenüber 1990, was noch einmal eine Halbierung der Emissionen gegenüber dem KS 80 für das Zieljahr bedeutet.
Die Ergebnisse der ersten Modellierungsrunde wurden 2014 in Form eines Kurzberichts und eines Langberichts veröffentlicht. Es gab eine Pressemitteilung zur Veröffentlichung der ersten Modellierungsrunde.
2. Modellierungsrunde
Ein Schwerpunkt der zweiten Modellierungsrunde war eine detaillierte Untersuchung der Biomassepotenziale zur energetischen Nutzung sowie die Allokation der gegenüber der ersten Modellierungsrunde geringeren zur Verfügung stehenden Biomasse auf Sektoren. Zudem wurden für die Zielerreichung die Emissionen aus internationalem Luft- und Seeverkehr und der LULUCF-Sektor mit einbezogen. Auch in dieser Runde wurden drei Szenarien gerechnet:
- Das Aktuelle-Maßnahmen-Szenario (2012), kurz AMS (2012), hat abgesehen von einer reduzierten Biomasseverfügbarkeit die gleichen Annahmen wie das Referenzszenario der ersten Modellierungsrunden. Zudem basiert das Szenario auf aktuelleren Daten.
- Das Klimaschutzszenario 80, kurz KS 80, verfolgt wie in der ersten Runde das Erreichen des Minimalziels von 80 % Emissionsminderung bis 2050. Gegenüber der ersten Runde wurde für dieses Szenario aber CCS ausgeschlossen. Gesamtwirtschaftliche Effekte des KS 80 gegenüber dem AMS (2012) wurden detailliert untersucht.
- Im Klimaschutzszenario 95, kurz KS 95, wird das Maximalziel von 95 % Emissionsreduktion unter limitierter zur Verfügung stehender Biomasse und gegenüber dem KS 90 der Einsatz von CCS deutlich reduziert.
Die Ergebnisse der zweiten Modellierungsrunde wurden 2015 in Form eines Kurzberichts und eines Langberichts veröffentlicht. Zentrale Ergebnisdaten wurden darüber hinaus auf der Open Energy Platform zur freien Verwendung unter einer offenen Lizenz (dl-de/by-2.0) bereitgestellt.
3. Modellierungsrunde
In der dritten Modellierungsrunde wurde ein Szenario berechnet: Das Klimaschutzszenario Elektrifizierung beschreibt einen Pfad zur weitgehenden Treibhausgasneutralität im Jahr 2050 (interpretiert als Emissionsreduktion um 95 %). Die direkte Nutzung von aus Wind, Sonne, Geothermie und Wasserkraft erneuerbar erzeugtem Strom ist der zentrale, definierende Baustein des Szenarios. Verbleibende Brennstoffnutzungen werden im Endzustand 2050 hauptsächlich durch Biomasse und synthetische Brennstoffe gedeckt, fossile Brennstoffe werden nur in wenigen Fällen genutzt. Das Szenario soll die Ziele des Klimaschutzplans 2050 erreichen (Sektor- und Gesamtminderungsziel 2030, Gesamtminderungsziele für 2040 und 2050).
Die Ergebnisse der dritten Modellierungsrunde wurden in Form eines Projektberichts hier veröffentlicht
Weiternutzung
Die Szenarienergebnisse des Projekts Klimaschutzszenario 2050 sind in eine Vielzahl von Szenarienvergleichsstudien eingeflossen. Zu nennen sind hier unter anderem:
- Agora Energiewende / Fraunhofer IWES:
Wie hoch ist der Stromverbrauch in der Energiewende? Energiepolitische Zielszenarien 2050 – Rückwirkungen auf den Ausbaubedarf von Windenergie und Photovoltaik - Öko-Institut / Fraunhofer ISI / IREES (2016):
Überblick über vorliegende Szenarienarbeiten für den Klimaschutz in Deutschland bis 2050 - Überarbeitete Fassung - Fraunhofer IWES / Fraunhofer IBP (2017):
Wärmewende 2030 – Schlüsseltechnologien zur Erreichung der mittel- und langfristigen Klimaschutzziele im Gebäudesektor - FfE (2020):
Modellierung kosteneffizienter Transformationspfade der deutschen Industrie.
Ausblick
Im Jahr 2021 startete ein neues Vorhaben unter dem gleichen Namen. Im Rahmen dieses Projektes sollen verschiedene Klimaschutzszenarien entwickelt werden, die sich in der Zusammensetzung der Politikmaßnahmen unterscheiden. Dabei soll sowohl ihre Wirkung in Bezug auf die Erreichung der Klimaziele als auch auf ihre wirtschaftlichen, sozialen und fiskalischen Auswirkungen untersucht werden. Eine Aktualisierung dieser Seite im Laufe des Projektes ist geplant.
[1] Neben den oben aufgeführten Projektpartnern waren in der ersten Modellierungsrunde noch dezentec an den Szenarienarbeiten beteiligt.