Erweiterte Integration sozialer Aspekte im Umweltzeichen Blauer Engel
Hintergrund
Unser Konsumverhalten ist für zahlreiche Menschenrechtsverstöße, Verletzungen von Sozialstandards und negative Umweltauswirkungen weltweit verantwortlich. Ein Großteil der Produktion der hierzulande konsumierten Güter befindet sich in Ländern, wo schwache institutionelle und demokratische Strukturen herrschen und in denen es häufig an politischem Willen oder schlicht an personellen Ressourcen mangelt, international vereinbarte Standards und Leitlinien durchzusetzen. Beispielsweise werden viele Rohstoffe, wie Kobalt und Gold, aber auch Baumwolle, in vielen afrikanischen und asiatischen Ländern unter den schlimmsten Formen von Kinderarbeit abgebaut, es gibt immer noch Zwangsarbeit und extreme Gesundheitsrisiken durch mangelnden Arbeitsschutz. Auch auf nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette, wie der Fertigung der Produkte selbst, existiert Problematik der exzessiven Überstunden und unbezahlter Mehrarbeit (z.B. bei der Fertigung von Elektronik und Textilprodukten) sowie massive Exposition gegenüber gefährlichen Chemikalien.
Verbraucherinnen und Verbraucher möchten zunehmend einen Beitrag gegen diese Entwicklung leisten. Allerdings ist der Anteil von Produkten, die unter angemessenen sozialen Bedingungen hergestellt werden, am Gesamtmarkt immer noch sehr gering. Es gibt zwar Labels, die eine Verbesserung von Sozialstandards anstreben, diese beziehen sich jedoch nur auf einen Teil der Wertschöpfungskette. Da die globalen Wertschöpfungsketten von Produkten oft intransparent, global weit verzweigt und mit zahlreichen Akteuren (Unternehmen, Subunternehmen, Lieferanten usw.) und Einzelprozessen versehen sind, sind sie für produktbezogene Nachhaltigkeitslabels eine große Herausforderung.
Zielsetzung
Das übergeordnete Ziel des Vorhabens besteht darin, die Glaubwürdigkeit, Sichtbarkeit sowie Reichweite des deutschen Umweltzeichens Blauer Engel als Nachhaltigkeitszeichen weiter auszubauen. Dabei soll im Rahmen dieses Vorhabens ein Beitrag geleistet werden, wie in den Vergabekriterien des Blauen Engels neben den ambitionierten Umwelt-anforderungen zukünftig auch soziale und menschenrechtliche Aspekte der globalen Lieferketten verlässlich und vertrauenswürdig berücksichtigt werden können.
Im Konkreten werden im Vorhaben folgende Unterziele verfolgt:
- Ermittlung der Verbrauchererwartungen zur Integration von Sozialstandards sowie der Herstellerinteressen und damit verbundene Hindernisse, Chancen oder Alternativen
- Auswahl von aus Verbraucher-, Unternehmens- und gesellschaftlicher Sicht relevanten Produktgruppen für die Integration von sozialen Kriterien in den Blauen Engel
- Analyse von für die Sozialstandards relevanten internationalen Standards, Konventionen, Initiativen und Labels in den jeweiligen Produktgruppen und die Prüfung auf deren Umsetzbarkeit sowie verlässliche und effiziente Nachweisführung im Blauen Engel
- Formulierung von konkreten, rechtssicheren, praktisch umsetzbaren und zielführenden Handlungsansätzen in den ausgewählten Produktgruppen
- Ausarbeitung eines Kommunikationskonzeptes zur Positionierung des Blauen Engels gegenüber Verbraucherinnen und Verbrauchern und der Gesellschaft im Bereich Sozialstandards
Auftraggeber: Umweltbundesamt
Förderkennzeichen: 3718 37 317 0
Projektteam: Öko-Institut e.V. (Projektleitung); Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, gemeinnützig; SÜDWIND e.V. - Institut für Ökonomie und Ökumene; Die VERBRAUCHER INITIATIVE e.V.