„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um den alten Gegensatz zwischen Ökologie und Ökonomie zu überwinden“

Eröffnungsvortrag von EU-Kommissar Günter Verheugen bei der internationalen Jahrestagung des Öko-Instituts in Brüssel / Diskussion mit rund 160 Teilnehmern

Rund 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft haben am 5. November 2009 in Brüssel die internationale Jahrestagung des Öko-Instituts besucht. Gemeinsam mit zahlreichen hochrangigen Referenten und Gästen diskutierten sie über „Nachhaltige Industriepolitik für Europa“. Den Eröffnungsvortrag hat Günter Verheugen, Vize-Präsident der Europäischen Kommission und EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie, gehalten. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um den alten Gegensatz zwischen Ökologie und Ökonomie zu überwinden und Wachstumschancen und Bekämpfung des Klimawandels miteinander zu verbinden“, sagte Vizepräsident Verheugen in seiner Rede. Nach seiner Einschätzung gehört die Umstrukturierung des Industriesektors durch eine horizontal verankerte und durchgängig umgesetzte nachhaltige Industriepolitik zu einem der wesentlichen Punkte, um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas zu gewährleisten.

Als konkrete Handlungsfelder nannte Verheugen unter anderem die Förderung von ökologischen Innovationen, die Ressourceneffizienz, die bessere Koordinierung der Forschungsanstrengungen, Investitionen in die Ausbildung von Fachkräften und vor allem eine vollständige Transformation aller und nicht nur bestimmter Sektoren. Mit Bezug auf die Kontroversen um Standards im Automobilsektor kündigte er eine neue Phase für die Automobilhersteller an: In Zukunft besäßen diejenigen Hersteller die günstigste Positionierung im Markt, die die umweltfreundlichsten Autos produzierten.

Ähnlich argumentierte Christian Hochfeld, Mitglied der Geschäftsführung im Öko-Institut und Experte für nachhaltiges Wirtschaften: Aus seiner Sicht birgt die derzeitige Wirtschafts- und Finanzkrise auch eine Chance für die Umwelt. „Gerade in der Krise ist ein Umsteuern hin zu einer umwelt- und klimaverträglichen Wirtschaftsweise nicht nur notwendig, sondern auch möglich“, sagte Hochfeld. „In Deutschland wie eigentlich überall in Europa haben wir aber bisher weitestgehend die Chance verpasst, die Krise zum wirklichen Umlenken zu nutzen. So fehlen beispielsweise überzeugende Instrumente, um Alternativen zur Abwrackprämie anzubieten“, kritisierte der Öko-Instituts-Experte. Ein grundlegender Strukturwandel hin zu einer „grünen“ Wirtschaft ist nach seiner Einschätzung dringend notwendig und bleibt ohne Alternative. „Die Industriepolitik muss sich dabei zu einem Herzstück nachhaltigen Wirtschaftens entwickeln“, sagte er.

Weitere Informationen

Videogrüße von Achim Steiner, Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms (UNEP)

Tagungsmappe
Green Transformation towards a Sustainable Industrial Policy for Europe

Präsentationen aus den Workshops

Workshop I
Designing Effective Policy Instruments
The case for renewable energy policy

Workshop II
Resource Conservation
Resource fever - Which instruments are effective in securing valuable secondary resources?

Workshop III
Corporate Social Responsibility (CSR)
CSR in sustainable industrial policy: prospect or pretence?

Workshop IV
Sustainable Consumption & Production (SCP)
The customer is king – even in sustainable industrial policy?

eco@work 3/2009
Zukunftsvision grüne Wirtschaft - Mit Nachhaltigkeit aus der Krise

Bildergalerie
Eine Auswahl an Bildern der Jahrestagung finden Sie hier >>

Pressemitteilung vom 5. November 2009
Ein grundlegender Wandel zu einem grünen Leitbild für Industrie und Wirtschaft ist dringend notwendig

Ansprechpartner

Christian Hochfeld
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Mitglied der Geschäftsführung