
Endlagerung: Die Suche nimmt Fahrt auf
Wenn das letzte Kernkraftwerk in Deutschland vom Netz geht, liegen 17.000 Tonnen abgebrannte Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken in Zwischenlagern. Wohin damit? Aus Sicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts führt kein Weg an einer Endlagerung des hochradioaktiven Abfalls im geologischen Untergrund vorbei. In Frage kommt die Einlagerung in drei mögliche Wirtsgesteine: Steinsalz, Tongesteine und kristalline Gesteine.
Wird jetzt kein Endlagerstandort gefunden, müssen nachfolgende Generationen die ungelösten Probleme aus der Kernenergienutzung bewältigen. Endlagerung ist die beste verfügbare Lösung, um die Risiken zu minimieren, die mit einer längerfristigen Verwahrung radioaktiver Abfälle einhergehen. Andere gelegentlich als Alternativen beworbene Optionen wie eine Transmutation bieten keine Lösung der Entsorgungsaufgabe an.
Die Suche sollte so schnell wie möglich zu einem Ergebnis, nämlich einem Endlagerstandort, führen, ohne dabei jedoch auf Kosten der Sorgfalt zu gehen. Nur so können die mit einer langfristigen Zwischenlagerung verbundenen Risiken vermieden werden.
Infografiken des Öko-Instituts zum Thema Endlagerung (Flickr)Gegenwart und Zukunft der Suche nach einem Endlager
Mit dem Standortauswahlgesetz hat die Bundesregierung ein jahrzehntelanges Tauziehen um die Suche nach einem Endlager in Deutschland beendet. Es regelt das Verfahren für eine „ergebnisoffene, wissenschaftsbasierte und transparente“ Standortauswahl. Das Gesetz sieht einen mehrstufigen Prozess vor, in dem die Suche immer weiter auf einen Standort mit der „bestmöglichen Sicherheit“ eingeengt wird. Wichtiger Bestandteil: Die Öffentlichkeit soll umfassend an dem Verfahren beteiligt werden.
Am 28. September 2020 hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) den „Zwischenbericht Teilgebiete“ veröffentlicht. Der Bericht ist das erste Zwischenergebnis im Auswahlverfahren. Er benennt 90 Gebiete, die für die sichere und dauerhafte tiefengeologische Endlagerung von hochradioaktivem Abfall günstige Voraussetzungen bieten. Die Teilgebiete liegen unter 54 Prozent der Fläche Deutschlands. Ein sicherer Einschluss der radioaktiven Abfälle für eine Million Jahre ist das Ziel. Die Ergebnisse des Zwischenberichts Teilgebiete als Interaktive Karte mit Suchfunktion.
An vier Terminen diskutiert die Öffentlichkeit im Rahmen der „Fachkonferenz Teilgebiete“ den Zwischenbericht seitdem.
- Auftakt: 17. und 18. Oktober 2020 (erste Zwischenergebnisse)
- Erster Beratungstermin: 7. Februar 2021 (Zusammenfassung)
- Zweiter Beratungstermin: 10. bis 12. Juni 2021 (Zusammenfassung)
- Dritter Beratungstermin: 5. bis 8. August 2021 (Ankündigung)
Die Ergebnisse sollen anschließend von der BGE im weiteren Verfahren berücksichtigt werden. Im nächsten Schritt werden dann Standortregionen festgelegt, die oberirdisch erkundet werden. Das Ergebnis sollen mindestens zwei Standorte sein, die unterirdisch, also mittels Bergwerk, erkundet werden. Das Gesetz sieht vor, im Jahr 2031 die Entscheidung für einen Standort zu treffen.
Eine weitere wichtige Tagung findet vom 26. bis 28.11.2021 im Kloster Loccum statt: "Standortsuche: Prüfung des Zwischenberichts Teilgebiete durch die Gesellschaft" (Details zum Termin). Vom Öko-Institut wird dort der Geologe und Senior Researcher Dr. Saleem Chaudry vortragen.
Endlagerung: Informationen und Angebote des Öko-Instituts
Die Expertinnen und Experten des Öko-Instituts beschäftigen sich seit vielen Jahren mit Fragestellungen im Zusammenhang mit der Entsorgung radioaktiver Abfälle und liefern neutrale und unabhängige Informationen über den Standortauswahlprozess.
Übergreifende Informationen
Endlagerung – eine Frage des Gesteins und des Gesetzes
Verlängerte Zwischenlagerung – technische, organisatorische und gesellschaftliche Fragen
Endlagerung radioaktiver Abfallstoffe sicher und transparent gestalten
Rückbau und Stilllegung von Atomkraftwerken
Weitere Informationen
Die weltweite Suche nach atomaren Endlagerstandorten - Interview mit Dr. Allison Macfarlane
Auf der Suche nach dem Endlagerstandort: der „Zwischenbericht Teilgebiete“ - Blogbeitrag von Dr. Saleem Chaudry
Rezension über das Buch: „Robuste Langzeit-Governance bei der Endlagersuche“ - Blogbeitrag von Hannah Oldenburg