
Circular Economy: Baustein für Klimaschutz und Biodiversität
Circular Economy ist mehr als „Abfallwirtschaft“. Sie strebt danach, Ressourcenflüsse zu verlangsamen etwa durch das Design und die Herstellung von Gütern, die möglichst lange halten und genutzt werden. Die Nutzungsdauer wird zusätzlich durch Reparatur und Wiederaufbereitung weiter verlängert und die Nutzung von Produkten insgesamt intensiviert. Dabei helfen Maßnahmen, Geschäftsmodelle und Praktiken des Teilens von Produkten (Sharing) sowie Konzepte der Kategorie „Product-as-a-Service“, also Leasing. Zusätzlich soll in einer Circular Economy die Rohstoffeffizienz erhöht, also insgesamt weniger Rohstoffe pro Produkteinheit eingesetzt werden. Nicht-nachhaltige Materialien werden durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt und Schadstoffe weichen nachhaltigeren Substanzen. Nicht zuletzt gilt es, Ressourcenkreisläufe schließen und Rohstoffe wiedereinzusetzen, zum Beispiel durch hochwertiges werkstoffliches Recycling.
Voraussetzung für mehr Nachhaltigkeit
Circular Economy ist eine der zentralen Voraussetzungen, um Umweltziele zum Schutz des Klimas, der natürlichen Ressourcen und der Biodiversität zu erreichen. Denn: Unsere Rohstoffnutzung und -verarbeitung überschreitet heute vielfach die planetaren Grenzen und ist nicht nachhaltig. So werden beispielsweise Süßwasserressourcen beim Bergbau von Lithium verbraucht, Schadstoffe wie per- und polyfluorierte Chemikalien, die in Produkten enthalten sind, gelangen in die Umwelt und bleiben dort oder natürliche Ressourcen wie zum Beispiel Holz werden über das nachhaltige Maß hinaus abgebaut. Wertvolle Rohstoffe wie Gold, Indium, Tantal oder seltene Erden, die in Smartphones oder Tablets enthalten sind, gehen heute im Recyclingprozess unvermeidbar verloren.
Eine Circular Economy hat Schätzungen zufolge das Potenzial, die globalen Treibhausgasemissionen um knapp 40 Prozent und den Verbrauch von Rohstoffen um knapp 30 Prozent zu reduzieren. Gleichzeitig können weitere Umweltgüter wie Wasser, Luft und Böden durch nachhaltigere Produktionsweisen geschützt werden. Die Circular Economy wird so zu einer der zentralen Säulen des EU-Green Deals, mit dem Ziel bis 2050 treibhausgasneutral zu wirtschaften.
Ein neues, zukunftsfähiges und resilientes Wirtschaftsmodell
Damit ist die Circular Economy nichts weniger als ein neues, zirkuläres Wirtschaftsmodell, in dem der Material- und Ressourcenverbrauch vom Wirtschaftswachstum entkoppelt ist. Um den allgemeinen Materialeinsatz zu reduzieren, gelten die grundlegenden Prinzipien der Abfallhierarchien: Zirkuläre Wirtschaftsmodelle müssen sich vorrangig am Prinzip der Vermeidung orientieren, gefolgt von Minimierung, Wiederverwendung und Reparatur. Damit ist die schonendste Form der Produktion und des Konsums jene, die erst gar nicht stattfindet. Gleichzeitig ist Suffizienz, also die Verringerung des Rohstoff- und Energieverbrauchs, auch für die volkswirtschaftliche Souveränität und Unabhängigkeit von Rohstoffen unabdingbar.
Politik, Wirtschaft, Konsument*innen – die große Transformation braucht alle
In einem solchen Wirtschaftsmodell sind Unternehmen und Verbraucher*innen gleichermaßen wichtig, um eine integrierte Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Politik muss dafür die notwendigen Rahmenbedingungen setzen. Sie muss unter anderem:
- ambitionierte verpflichtende Mindeststandards für die Langlebigkeit von Produkten vorgeben,
- negative Anreize für die Herstellung von „ressourcen-hungrigen“ Produkte und Dienstleistungen setzen,
- Hersteller in die Verantwortung nehmen, Vermeidung, Wiederverwendung und Reparaturen zu fördern,
- erhebliche positive Anreize setzen, zum Beispiel das Subventions- und Steuermodell an den Prinzipien der Circular Economy ausrichten oder Verbraucherschutzmaßnahmen ausweiten etwa durch längere Gewährleistungsfristen und
- selbst ambitioniert vorangehen etwa in der öffentlichen Beschaffung.
Circular Economy: Informationen und Angebote des Öko-Instituts
Das Öko-Institut arbeitet umfangreich zu allen Teilbereichen der Circular Economy. Die Wissenschaftler*innen ermitteln konkrete Beiträge der Circular Economy zum Klima-, Biodiversitäts- und Ressourcenschutz und entwickeln Handlungsempfehlungen für die Politik, um ein zirkuläres Wirtschaftsmodell zu entwickeln. Dabei benennen sie Zielkonflikte und Herausforderungen beim Umstieg auf nachhaltige Geschäftsmodelle und machen Auswirkungen auf globale Rohstoffströme deutlich.
Ein Modell für die Kreislaufwirtschaft in Deutschland
Der Frage, welche konkreten Auswirkungen die Etablierung einer Circular Economy auf den Schutz von Klima, Ressourcen und Biodiversität sowie auf die gesamte deutsche Wirtschaft hat, gehen die Wissenschaftler*innen des Öko-Instituts derzeit in der Studie „Modell Deutschland Circular Economy“ nach. Gemeinsam mit Fraunhofer ISI und der Freien Universität Berlin bewerten sie im Auftrag des WWF Deutschland die Umweltentlastungspotenziale sowie potenzielle sozioökonomischen Auswirkungen von 52 Circular Economy-Maßnahmen in neun Sektoren. Darauf aufbauend entwickeln die Wissenschaftler*innen des Öko-Instituts eine Roadmap für die Umsetzung der Circular Economy in Deutschland als Beitrag für die im Jahr 2024 geplante Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie in Deutschland. Die Ergebnisse der Studie stehen im Frühsommer 2023 zur Verfügung.
Informationen zur Machbarkeitsstudie „Modell Deutschland Circular Economy“ im Blog des Öko-Instituts
Darüber hinaus begleiten die Expert*innen des Öko-Instituts die Entwicklung der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) in Deutschland im Rahmen von aktuellen Forschungs- und Beratungsprojekten für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und das Umweltbundesamt (UBA). Sie arbeiten auf internationaler Ebene in Asien, Lateinamerika und Afrika zu vielfältigen Aspekten der Circular Economy und bearbeiten wissenschaftliche Fragestellungen für die Initiative für nachhaltige Produkte der Europäischen Kommission.
Übergreifende Informationen
Onlinemagazin eco@work Ausgabe 3/2022: „Besser im Kreis. Wie funktioniert die Circular Economy?“
Weitere Informationen
„Energiewende ist ohne Tiefseebergbau möglich“
„Batterieproduktion und Recycling als Chance für die deutsche Autoindustrie“
„Jetzt nachhaltigen Wertschöpfungsketten in der E-Mobilität den Weg bereiten“
„Mechanisches Recycling ist klimafreundlicher als chemisches“
„Schnell und ambitioniert: Empfehlungen für den Wandel zur Green Economy“
Deutschland
Machbarkeitsstudie „Modell Deutschland Circular Economy“
Studie „Strukturwandel zu einer Green Economy: Analysen und Empfehlungen zur Gestaltung“
Studie „Analyse der softwarebasierten Einflussnahme auf eine verkürzte Nutzungsdauer von Produkten“
EU
Studie "Circular Economy Perspectives in the EU Textile Sector”
Studie “Emerging waste streams – Challenges and opportunities”
International
Studie „Economic Measures for Packaging Waste Prevention”
Studie “SUP and Packaging Waste Prevention. Policy Recommendation for Thailand”