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Öko-Institut kritisiert Grünbuch des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie

Im Kontext des Ausstiegs aus der Kernenergie, des Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Rückführung der Kohleverstromung werden Reservekapazitäten und Investitionen in Nachfrageflexibilität benötigt.

Im Kontext des Ausstiegs aus der Kernenergie, des Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Rückführung der Kohleverstromung werden Reservekapazitäten und Investitionen in Nachfrageflexibilität benötigt, wenn ein hohes Maß an Versorgungssicherheit gewährleistet und die Umgestaltung des Stromsystems aktiv vorangetrieben werden soll. Der gegenwärtige Strommarkt wird die notwendigen Investitionen in diese Kapazitäten nicht sicherstellen können.

Das Öko-Institut und die LBD Unternehmensberatungsgesellschaft treten damit der These entgegen, dass ein Umbau des Stromsystems unter Gewährleistung eines hohen Niveaus von Versorgungssicherheit nur graduelle Änderungen des bisherigen Strommarktdesigns erforderlich macht. Gerade das sich derzeit im Konsultationsprozess befindliche Grünbuch des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie lässt eine Präferenz für den Verzicht auf grundlegendere Änderungen des Strommarktdesigns erkennen.

„Das Grünbuch basiert im Wesentlichen auf drei Studien. Wir haben diese Studien und die dort enthaltenen Empfehlungen für ein Strommarktdesign detailliert, umfangreich und kritisch diskutiert und kommen in vielen Punkten zu anderen Ergebnissen“, erklärt Dr. Felix Matthes vom Öko-Institut.

Die Kritik betrifft sowohl die in den Grundlagenstudien für das Grünbuch vorgebrachten Argumente, die entsprechenden ökonomischen und politischen Grundüberzeugungen sowie die verwendeten Modellierungsannahmen. Öko-Institut und LBD Beratungsgesellschaft haben in ihren Analysen unter anderem herausgearbeitet,

  • dass Versorgungssicherheit nicht als zu privatisierendes Gut angesehen werden sollte und es letztlich der Vorgabe eines gesellschaftlich definierten Niveaus von Versorgungssicherheit bedarf
  • dass auf der Basis des aktuellen Marktdesigns Investitionen in Reservekapazitäten und Nachfrageflexibilität nur unter extrem unrealistischen Rahmenbedingungen zustande kommen

  • dass die möglichen Regulierungsfehler eines neuen Marktdesigns zu deutlich geringeren Kosten führen werden als Marktirrtümer in extremen Markt- (Knappheits-) Situationen

  • dass es sinnvoll ist, Ziele wie Systemflexibilität und Klimaverträglichkeit auch über die Regelungen eines Kapazitätsmarktmodells zu flankieren

Das Öko-Institut betont zusammenfassend, dass das Konzept des Fokussierten Kapazitätsmarkts unter Berücksichtigung der unterschiedlichsten Abwägungsfragen ein produktives Kapazitätsmarkt-Modell mit erheblichem Zukunftspotenzial bleibt.

Die Studie wurde vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie in Auftrag gegeben.

Studie „Die Leistungsfähigkeit des Energy-only-Marktes und die aktuellen Kapazitätsmarkt-Vorschläge in der Diskussion“ des Öko-Instituts

Ansprechpartner am Öko-Institut:

 

Dr. Felix Matthes
Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik
Institutsbereich Energie & Klima
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Tel.: +49 30 405085-380
E-Mail: f.matthes@oeko.de